Habe ich Dir schon mal erzählt, wie lange ich mich schon mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz beschäftige und wie das alles angefangen hat? Und wie ich das in meinen privaten und beruflichen Alltag als Dolmetscherin für Italienisch integriere? Wahrscheinlich nicht. Denn ich berichte zwar gerne und leidenschaftlich von Projekten und Ideen, die mich begeistern… habe aber deutlich mehr Hemmungen, wenn ich über mich schreiben muss.
Dabei würdest Du Dich vielleicht freuen, mehr über mich zu erfahren, zum Beispiel bevor Du entscheidest, ob Du mich bzw. mein Team für eine Zusammenarbeit oder ein spannendes internationales Projekt anfragen möchtest. Zum Glück kommt immer mal wieder jemand anders auf die Idee, mich zu interviewen und lockt mich so aus der Reserve 😀
Diesmal waren es die geschätzten Kolleg:innen, die das Magazin unseres Berufsverbandes, des BDÜ NRW pflegen (dass ich da 2. Vorsitzende bin hatte ich Dir bestimmt auch noch nie erzählt?). Mit ihrer Zustimmung veröffentliche ich sehr gerne an dieser Stelle das Interview. Wer weiß, vielleicht ist der eine oder andere Impuls auch für Dich dabei, egal wie lange Du Dich schon mit dem Thema beschäftigst. Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Spaß beim lesen!
Nachhaltigkeit ist ein breites Thema. Wann hast Du begonnen, Dich mit damit zu beschäftigen? Gab es einen Auslöser?
Ich hatte das Glück, in einer sehr umweltbewussten Familie aufzuwachsen. Meine Eltern lagen schon in den neunziger Jahren, als das Thema noch nicht so im Trend war wie heute, viel Wert auf Umweltschutz. Bei uns zu Hause hieß es nie „Schalte das Licht aus, weil es Geld kostet“, sondern „weil der Verbrauch von Strom, Gase ausstoßt, die schlecht für unseren Planeten sind.“ Ähnliche Argumente wurden vorgebracht, als ich zu lange geduscht habe oder keine Lust hatte, mit dem Rad zur Schule zu fahren.
Das Respekt für die Natur und die Umwelt war einer der wichtigsten Werte, die mir mitgegeben wurden. Die logische Konsequenz war, dass ich auch als Erwachsene immer versucht habe, danach zu leben, und das später auf meine Unternehmensvision zu übertragen.
Welche Aspekte der Nachhaltigkeit sind für Dich in Deinem Arbeitsalltag besonders wichtig?
Als Konferenzdolmetscherin bin ich oft unterwegs. Ich versuche, wenn möglich, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu meinen Dolmetscheinsätzen anzureisen, in nachhaltigen Hotels unterzukommen und unterwegs möglichst wenig Müll zu produzieren – zum Beispiel, indem ich Essen und Getränke selber mitnehme und mir die Zeit gönne, meinen Cappuccino vor Ort im Café zu trinken, anstatt ihn im Coffe-to-go-Becher mitzunehmen (zumal ich es im Cafe‘ auch viel gemütlicher finde).
Bei der Vorbereitung auf den Einsatz, drucke ich nur selten Unterlagen aus, um Papier, aber auch Tinte und Strom zu sparen. Stattdessen speichere ich mir wichtige Informationen Glossare, Präsentationen und Artikel auf einem kleineren Notepad, das auch in der Dolmetschkabine oder auf einem kleinen Tisch im Konferenzsaal Platz finden kann.
Leider ist es mir nicht immer möglich, nachhaltig zu einem Job zu reisen oder komplett auf das Fliegen zu verzichten. Daher versuche ich meine unvermeidbaren Flüge und Autofahrten, z.B. über MyClimate oder Prima Klima zu kompensieren. Auch pflanze ich immer wieder Bäume als Geschenk, sowohl im privaten als auch im beruflichen Leben.
Wie wirken sich Nachhaltigkeitsüberlegungen auf Deine Arbeit mit Kund*innen oder Kooperationspartner*innen aus?
Wenn ich für einen Kunden ein Dolmetscherteam zusammenstelle, versuche ich (gute) Dolmetscher*innen zu rekrutieren, die es nicht weit zum Konferenzort haben und von denen ich weiß, dass sie Wert auf eine möglichst nachhaltige Anreise und Vorbereitung legen. Auf Wunsch überlege ich zusammen mit dem Kunden, welche Lösung für die Verdolmetschung nachhaltiger und sinnvoller ist. So kann es sich möglicherweise anbieten, das Dolmetschteam, einen lokalen Dolmetscher-Hub zu nutzen, der für alle gut erreichbar ist und permanent eingebaute Kabinen anbietet, anstatt vor Ort beim Kunden zu dolmetschen.
Leider kann ich mir den Luxus, ausschließlich mit Unternehmen zu arbeiten, die in Punkto Nachhaltigkeit unbedenklich handeln, als Konferenzdolmetscherin nicht gönnen. Dadurch würden mir zu viele interessante Aufträge entgehen. Bei meinem zweiten Standbein als Übersetzerin (für schriftliche Texte) ist es anders. Wenn ich aber selbst versuche, neue Kund*innen anzusprechen, konzentriere ich mich auf Unternehmen, die das nachhaltige Handeln im Mittelpunkt ihrer Vision stellen.
Wenn jemand gerade erst beginnt, sich mit Nachhaltigkeit in Bezug auf die eigene Arbeit zu beschäftigen, welchen heißen Tipp oder wertvolle Ressource hättest Du?
Bei jeder alltäglichen Handlung, sei es die Reisetasche packen, Bürobedarf kaufen oder ein Hotel zu buchen, kann man sich fragen, ob es auch nachhaltiger geht. Nach einer gewissen Zeit werden euch immer neue Ideen und Überlegungen in den Sinn komme. Die Webseiten von Utopia und Umweltbundesamt liefern wertvolle Daten, praktische Tipps und Kaufempfehlungen zu allen denkbaren Nachhaltigkeitsaspekten.
Und wenn ihr selber eine neue Idee habt, ein grünes, empfehlenswertes Unternehmen, Produkt, Rezept oder Angebot entdeckt, vergesst nicht, das weiterzuerzählen, um andere zu inspirieren, z.B. mit Postings auf sozialen Medien aber auch einfach im Gespräch mit Kund*innen und Kolleg*innen in den (analogen oder virtuellen) Kaffeepausen.
Danke für dieses Gespräch!
Jetzt bin ich aber neugierig: Wann hast DU denn angefangen, Dich mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen?? Schreibe mir das gerne in den Kommentaren!
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