Im letzten Beitrag ging es um Locations für internationale Events: 14 Adressen in Deutschland, die mich in den letzten Jahren richtig überzeugt haben.
Doch vielleicht suchst Du für die nächste internationale Kick-off– oder Incentive-Veranstaltung etwas Ausgefallenes oder „Schönes“, das trotzdem ins knappe Budget des Gastgebers passt. Oder Du hast so einen Veranstaltungsort bereits gefunden. Dein Kunde ist damit happy und ihr könnt es kaum erwarten, ein buntes, internationales Publikum in dem ausgesuchten Ort zu empfangen.
Ihr möchtet aber auch den Gästen eine professionelle humane Verdolmetschung (keine KI-generierte schriftliche Übersetzung) bieten, damit sie jederzeit „mittendrin“ sind und alles in ihrer Sprache verfolgen können. Auch das ist schon geregelt: eine organisierende Dolmetscherin, die euch berät; ihr hochqualifiziertes Dolmetschteam, das eure Gäste mit Sachkunde, Herz und Humor in den jeweiligen Sprachen bespaßt. Und natürlich ein Anbieter ihres Vertrauens, der sich im Hintergrund um den reibungslosen Ablauf der Dolmetsch- und Konferenztechnik kümmert.
Doch dann bekommst Du zu hören, dass in der Location aus logistischen oder architektonischen Gründen keine Kabinen gebaut werden können.
Schade. Und jetzt? Müssen wir auf die menschliche Verdolmetschung verzichten? Alles nur auf Englisch machen? Können sich die Speaker:innen dann genauso frei ausdrücken?
Eine mögliche Lösung: Dolmetscherhubs
„Wer weiß, wofür es gut ist“: Diesen Spruch hat man während der Pandemie oft gehört und es stimmt, dass die einmalige Krisensituation bestimmte Innovationen beschleunigt hat.
Ein Beispiel innerhalb unserer Zunft war die Verbreitung sogenannter Dolmetsch-Hubs: Studios, in denen mobil oder stationär Kabinen gebaut und F2F-, hybride oder virtuelle Events zugeschaltet werden. Die technischen Features umfassen oft:
- Internetredundanz (z. B. Glasfaser + LTE),
- große Bildschirme für die Bildübertragung mit geringer Latenz,
- schallisolierte Kabinen (wie bei normalen Präsenzveranstaltungen),
- hochwertige Hörsprechgarnituren – damit die Gäste einen sauberen Ton bekommen,
- Passwortschutz und verschlüsselte Übertragung,
- Betreuung und ggf. Moderation durch die Technikanbieter, die den Hub betreiben.
Nach der Pandemie wurden Hubs durch den Rückgang virtueller Events weniger gebucht und mussten zum Teil Kapazitäten abbauen, aber die Infrastruktur ist weitestgehend noch vorhanden und wird auch in Anspruch genommen. Im Frühling 2025 konnte ich mit meinen Kolleginnen sehr gelungene Präsenz- und Hybridveranstaltungen aus Hubs dolmetschen.
Sprachenvielfalt auf der Bühne? Kein Problem!
Wenn die Dolmetscher:innen aus dem Hub arbeiten, bestehen in der Regel dieselben Möglichkeiten wie bei vor Ort gebauten Kabinen.
Beispiel: Die offiziellen Sprachen der Veranstaltung sind Deutsch und Englisch. Doch für einen der Fachvorträge konntet ihr eine erstklassige polnische Speakerin gewinnen, die auch bei der Podiumsdiskussion mitmachen möchte, sich aber nicht traut, über das komplexe oder emotionale Thema auf Englisch zu sprechen.
Kein Problem! Deine beratende Dolmetscherin wird für Dich gerne Polnischdolmetscher:innen organisieren, die Wortbeiträge auf Polnisch ins Deutsche dolmetschen – für die Gäste, die Deutsch verstehen und gleichzeitig für die anderen Dolmetscher:innen, die wiederum aus dem Deutschen in die anderen Sprachen dolmetschen.
Alle sind jederzeit mittendrin, müssen nicht abwarten, bis sie endlich eine Sprache hören, die sie verstehen.
Und was, wenn das Programm etwas interaktiver ist?
Dolmetscherhubs sind eine optimale Lösung, solange es eine „Hauptbühne“ gibt, auf der sich die Speaker:innen abwechseln.
Doch vielleicht kombiniert Deine Veranstaltung auch interaktivere Formate. Du hast neben dem Teil im Plenum auch Breakout-Rooms, Workshops, Fishbowls und Walking Meetings geplant.
Wie kannst Du sicherstellen, dass sich die Gäste jederzeit verständigen und mit konstruktiven Fragen und Ideen einbringen? Dafür hast Du mehrere Möglichkeiten:
- Du teilst die Gruppen nach Ländern auf: Italiener zusammen, Spanier zusammen usw. Doch eigentlich wolltest Du mit Deinem Event den Austausch und die gegenseitige Inspiration auf internationaler Ebene fördern …
- Du gestaltest die interaktiven Teile „simpel“ und niedrigschwellig, damit der Austausch notfalls auf Englisch oder mit Händen und Füßen klappt. Bestimmt lustig, aber womöglich etwas chaotisch.
ODER …
Eine dritte Möglichkeit wäre, dass die Kabinen in einem (ggf. gut versteckten) Nebenraum gebaut werden, um dort die Beiträge auf der Hauptbühne für die simultane Verdolmetschung zuzuschalten. Für den interaktiven Teil klettern die Dolmetscher:innen aus den Kabinen und begleiten die kleineren Gruppen mit Personenführungsanlagen oder auf Abruf bzw. nach Bedarf.
Vielleicht gibt es sogar einen Hub ganz in der Nähe der Veranstaltung und die Dolmetscher:innen können einfach schnell rüberkommen.
Wissenswert ist für Dich vielleicht auch, dass professionelle Konferenzdolmetscher:innen Tageshonorare berechnen und die Kosten sich nicht besonders unterscheiden, wenn man sie für einen kurzen Programmpunkt bucht oder ihre Expertise den ganzen Tag für ein vielfältiges Programm ausschlachtet.
Okay, wo finde ich denn Hubs in Deutschland?
Da kenne ich eine ganze Menge, also schreib mich einfach an. Doch falls Du Dich zuerst eigenständig schlaumachen möchtest, hier ein paar Adressen für Dich:
- PCS Konferenztechnik hat Hubs in Düsseldorf, Berlin und München.
- SE Concept ist in Köln, Frankfurt und Düsseldorf vertreten.
- N&M hat einen Hub in Neuhausen auf den Fildern (bei Stuttgart).
Es gibt auch kleinere, von Kolleg:innen geführte Hubs wie:
- die KD-Box
- das Dolmetschstudio von PRISMA Languages
- das Dolmetsch-Studio von Ines Chavarria bei Bonn
- der simhub – das professionelle Technikstudio von simultando
Auch für Online-Meetings
Foto: David Bongartz
Dolmetscherhubs sind natürlich nicht nur eine Lösung für Events „mit besonderen Ansprüchen“, sondern auch für (vertrauliche) internationale Online-Meetings, bei denen viel auf dem Spiel steht und Du Dir keine Technikpanne erlauben kannst. In dem Fall wäre es wahrscheinlich keine gute Idee, die Dolmetscher:innen aus dem eigenen Büro über Zoom, MS Teams usw. zuzuschalten.
Dein Management oder Kunde freut sich vielleicht, wenn sich bei einem Event die Lösung ergibt, die dann auch bei Meetings eingesetzt werden kann. Am liebsten mit dem gleichen eingearbeiteten Dolmetschteam!
Challenge accepted!
Du denkst, Dein Fall ist eher „speziell“ und wird hier nicht aufgeführt? Lass uns gern darüber sprechen. Ich würde mich freuen, mit Dir an einer kreativen Lösung zu arbeiten. Und wenn mir nichts einfällt, haben die Kolleginnen von eloquens.eu oder andere Expert:innen aus unseren Berufsverbänden bestimmt eine Idee. Ich freue mich schon auf Deine Kontaktaufnahme!
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