In den letzten Beiträgen haben wir uns, unter anderem, mit den steigenden Gaspreisen beschäftigt. Heute widmen wir uns einer anderen Plage unserer Zeit: dem Mangel an qualifizierten Mitarbeitern. Kluge Ratschläge, wie Du neue Mitarbeiter:innen findest und an Dein Unternehmen bindest, bekommst Du sicherlich schon an jeder Ecke. Daher konzentrieren wir uns hier auf nur einen (dafür sehr wichtigen) der vielen Faktoren, die eine Rolle bei der Rekrutierung und Bindung neuer Kräfte spielt: eine gesunde und ergonomische Arbeitsumgebung.

Wie Du vielleicht schon weißt, versuche ich in diesem Blog das Thema Nachhaltigkeit aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten. Dazu gehören auch „Gesundheit und Wohlergehen“ (3. Ziel der Agenda 2030), „Menschenwürdige Arbeit“ (Ziel 8), aber einfach auch Wertschätzung zu allen Mitarbeiter:innen und nachhaltige Verhältnisse am Arbeitsplatz.

Wie Du sicherlich auch mitbekommen hast, versuche ich für komplexere Themen wie dieses Expert:innen zu gewinnen. Was Du aber vielleicht noch nicht wusstet, ist, dass ich dieses Expertenwissen diesmal nicht weit her holen musste: Mein Ehemann ist Betriebsarzt und hat im Sommer ausgerechnet zum Thema Ergonomie am Arbeitsplatz ein wissenschaftliches Paper veröffentlicht. Zusammen sind wir seine Checkliste durchgegangen und haben ein paar Tipps zusammengestellt, wie Du Deine Mitarbeiter durch eine gesunde Arbeitsumgebung motivierst und vielleicht auch dazu beitragen kannst, dass sie seltener und weniger schwer erkranken.

Der Schreibtisch

Wann ist ein Tisch ergonomisch? Wenn er eine bequeme Haltung für den ganzen Körper ermöglicht. Ist Dir das zu vage? Ich weiß, Du denkst schon „Es muss doch eine DIN-Norm geben!“ Selbstverständlich gibt es sie: die DIN EN 527-2:2019-07. Du kannst sie hier für 58,-€ erwerben und Dich einlesen. Falls Du es aber nicht möchtest, hier ein paar wichtige Punkte:

Höhenverstellbar ist das Zauberwort

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Der Schreibtisch: Am besten (elektronisch) höhenverstellbar

Um Muskelverspannungen zu vermeiden, sollten Unter- und Oberarm einen rechten Winkel bilden. Das ist doch sehr individuell. Wenn der Tisch von mehreren, unterschiedlich große Personen genutzt wird, sollte die Höhe von 65 bis 85 Zentimeter verstellbar sein. Willst Du einen Schritt weiter gehen, entscheidest Du Dich für Tische, die elektrisch höhenverstellbar sind und auch das Arbeiten im Stehen ermöglichen. In dem Fall sollte die maximale Höhe bei 130 Zentimeter liegen.

Neulich hat mir mein Mann den Kauf eines solchen Tisches (elektrisch höhenverstellbar 65-130 cm) dringlich angeraten, da er meinte, ich sitze zu viel. Mit dem schicken Ding konnte ich mich anfreunden. An die Arbeit im Stehen musste ich mich aber zuerst gewöhnen.

Falls es Dir bzw. Deinen Kolleg:innen auch schwer fällt, kann ich nur eines empfehlen: Versucht herauszufinden, welche Aufgaben Ihr auch im Stehen gut erledigen könnt. Dazu gehören für mich Rechnungen schreiben, Terminologie recherchieren für meine Dolmetscheinsätze oder andere eher „gradlinige“ Aufgaben, die nicht viel Kreativität erfordern. Ihr könnt damit anfangen, vormittags und nachmittags je 15 Minuten zu stehen und diese Zeit dann zu verlängern.

Doch damit ist es nicht getan…

Neben der Möglichkeit, die Höhe einzustellen, spielen Breite und Tiefe auch eine wichtige Rolle:

Tiefe – mindestens 80 Zentimeter damit…

  • die Entfernung zum Bildschirm eine Armlänge beträgt (das hat mir neulich auch der Augenarzt bestätigt!)
  • genügend Platz ist, um die Maus frei zu bewegen, damit der Arm nicht verkrampft (das hat mir wiederum der Physiotherapeut bestätigt)
  • die Tastatur mind. 15 Zentimeter vom Tischrand entfernt ist und die Handgelenke bequem auf dem Tisch abgestützt werden.

Breite des Tisches

Dazu macht die Checkliste keine Angaben, aber ich würde sagen so breit wie möglich. Für uns Dolmetscher:innen ist dies besonders wichtig, da mehrere Bildschirme und Geräte Platz auf dem Tisch finden müssen, wenn wir vom eigenen Büro arbeiten. Denn wir verfolgen zugleich die Konferenz, recherchieren Terminologie und bleiben in Kontakt zur/zum Kabinenpartner:in (z.B. über Handy samt Halter).

Auch unter dem Tisch sollte man genügend Platz haben, um die Beine zu bewegen – und somit dem Problem der kalten Füße im Winter gleichzeitig ein Schnippchen zu schlagen.

Der Bürostuhl

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Quelle: Pexels

Puh, muss ich auch dafür Kohle in die Hand nehmen? Unsere Stühle sind zwar alt, aber doch so bequem! Stimmt. Immer wieder neue Sachen zu kaufen ist weder wirtschaftlich noch ökologisch. Du brauchst für Dich bzw. Deine Mitarbeiter:innen keine neuen Stühle, wenn Ihr alle noch bequem sitzt. Das kannst du an folgender Checklist überprüfen:

  • Das Gesäß liegt so weit auf dem Stuhl, dass zwischen Stuhlkante und Kniekehle eine Faustbreit Platz ist
  • Der Stuhl ist beweglich, sprich er gleitet oder rollt auf dem Boden
  • Armlehnen sind vorhanden (am besten auf Ellenbogenhöhe und idealerweise verstellbar)
  • Der Stuhl ist höhenverstellbar – das kannst Du nicht mehr hören, ist aber umso wichtiger, wenn der Tisch das nicht ist. Wie bereits oben erwähnt, sollten Unter- und Oberarm ein 90-Grad-Winkel bilden
  • Die Rückenlehne sollte verstellbar sein.

Und – Ça va sans dire – der Stuhl sollte nicht kurz vor dem Auseinanderfallen sein, der Zustand ist also noch passabel.

Bildschirm & Augengesundheit

Auch am Bildschirm haben Betriebsärzte und Ergonom:innen bestimmte Anforderungen, um Nacken und Augen zu schonen:

  • Bildschirmgröße: Mind. 17 Zoll – sprich 43,18 cm
  • Und ja auch hier: höhenverstellbar – Du kannst es nicht mehr hören, ich weiß – aber auch hier gilt: Gerade, wenn der Schreibtisch und/oder der Stuhl nicht verstellbar sind, muss der Bildschirm das übernehmen. Der obere Rand des Schirms sollte auf Augenhöhe abschließen.
  • Die Bildschirmoberfläche ist idealerweise matt, nicht glänzend (keine Verspiegelung)
  • Blaulichtfilter (Nachtmodus): Sollte man automatisch, z.B. ab 20 Uhr einstellen können.

Jetzt fragst Du Dich vielleicht: Genügen die Bildschirme der Laptops oder muss ein Zweitbildschirm her? Es kommt darauf an, wie lange die Mitarbeiter:innen am Tag an dem gleichen Arbeitsplatz sitzen und ob der Bildschirm des eingesetzten Laptops die Kriterien oben erfüllt.

Im Büro meines Mannes gibt es z.B. keine Zweitbildschirme, da die Laptops ziemlich groß sind und Ärzt:innen viel im Außendienst arbeiten. Wie Du aber schon ergoogelt hast, kostet ein Bildschirm heutzutage unter 200,- € und kann ziemlich schnell durch HDMI-Kabel mit dem Laptop verbunden werden.

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Bildschirm: Passt da eine Armlänge? Ist der obere Rand auf Augenhöhe?

Umgebung

Wenn der Arbeitsplatz eingerichtet ist, lohnt es sich die Umgebung auf folgende Punkte zu prüfen:

Raum

  • Ist genug Stauraum für Bürobedarf usw. vorhanden? Wichtig ist, dass nicht alles auf dem Tisch liegen bleibt
  • Sind vor dem Schreibtisch noch 2m frei, um die Augen entspannen zu können? Idealerweise hat das Büro Sicht nach außen und auf grüne Flecken.
  • Haben die Mitarbeiter:innen genug Platz, um aufzustehen (und evtl. ein paar Übungen zu machen)?

Beleuchtung

Kann man da Ökologie und Ökonomie (Stichwort „Stromsparen“) mit der Gesundheit der Mitarbeiter:innen in Einklang bringen?

Ja, wenn das Büro so ausgerichtet ist, dass maximal viel Tageslicht hineinkommt und so die Produktion des Serotonins angeregt wird. Doch auch die Sonne kann zu viel werden (habe ich neulich in einer sonnenüberfluteten Dolmetschkabine festgestellt). Daher sind Gardinen oder Verdunkelungselemente ebenso wichtig.

Zudem sollte die Beleuchtung gut verteilt sein.

Effiziente, stromsparende Beleuchtung im Büro ist sicherlich sinnvoll. Doch ich könnte mir vorstellen, dass der Löwenanteil eures Stromverbrauches nicht unbedingt auf die Beleuchtung der Büros entfällt. Vielleicht lohnt sich da also, die (Augen-)Gesundheit der Mitarbeiter:innen in den Vordergrund zu stellen und andere Schraubstellen zu identifizieren, z.B. der automatischen Ausschaltung aller Geräte nach Feierabend.

Lärmschutz

Laut Betriebsarzt lohnt es sich (einen überschaubaren zweistelligen Betrag) in ein Schallpegelmessgerät zu investieren. Der Geräuschpegel ist höher als 55 dB oder die Kolleg:innen haben sich beschwert, dass es zu laut ist? Hier ein paar niedrigschwellige Maßnahmen:

  • Drucker, Telefon und sonstige Geräte, die Lärm machen, bei Möglichkeit in einen Nebenraum verschieben.
  • Gardinen anbringen bzw. austauschen: fangen Geräusche auf.
  • Bei Großraumbüros: Schutzwände zwischen den Arbeitsplätzen einbauen
  • Längerfristig: Fenstergläser prüfen und evtl. austauschen, um besser vom Straßenlärm zu schützen.

Mein Angebot für das Wohlergehen Deiner Leute

Möchtest Du diese und weitere Maßnahmen zum Gesundheitsschutz Eurer Mitarbeiter:innen mit Deinen Kolleg:innen und Vorgesetzten aus anderen Landesgesellschaften näher besprechen? Und vielleicht auch den Eurobetriebsrat mit einbeziehen? Virtuell oder analog? Gerne berate ich Dich und biete Dir eine Lösung für die Verdolmetschung, damit sich alle frei in ihrer Muttersprache ihr Wissen zum Thema beisteuern können.

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