ein Gastbeitrag von Chiara Vecchi

Kosmetik ist ein fester Bestandteil unseres täglichen Lebens, auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind, angefangen bei Make-up oder Körpercremes bis hin zu Produkten wie Zahnpasta und Deos. Erwachsene verwenden im Schnitt 7 Kosmetikartikel – pro Tag! Allein diese Zahl zeigt, welche Rolle Kosmetik in unserem Leben einnimmt.

Was wollen wir Verbrauchende von der Kosmetikindustrie? Ein paar Ideen haben wir hier für euch gesammelt!

1. Vom Anti-Aging zum Pro-Ageing

Pro-Ageing
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Quelle: Pexels

Ist Älterwerden wirklich ein Makel? Im Prinzip nicht, aber die Wirklichkeit … ist etwas komplizierter. Die Regale der Supermärkte, Parfümerien und Drogerien sind voll mit Kosmetikartikeln, die mit ihrer Anti-Aging-Wirkung um unsere Aufmerksamkeit buhlen – sogar in Apotheken werden Produkte angeboten, die versprechen, uns im Kampf gegen die Hautalterung zu helfen.

Aber warum sollen wir eigentlich gegen einen so natürlichen Prozess ankämpfen?

Menschen wachsen und reifen nun einmal. Die samtige Weichheit der Haut eines Kindes geht dabei vielleicht verloren, aber dafür sammeln wir wertvolle Erfahrungen, Erinnerungen und Freundschaften. Wenn das Fortschreiten des Alters nur ein natürlicher und unvermeidlicher Prozess ist, dann sollten wir von Produkten erwarten, dass sie uns auf unserem Lebensweg begleiten und uns helfen, „so gut wie möglich“ zu altern.

Auf diesem Gedanken basiert das Pro-Aging-Konzept: Die Kosmetik hilft gewisse Hauterscheinungen zu reduzieren und zu mildern oder hie und da etwas zu straffen – aber ohne dass dabei irgendwas versteckt oder gar bekämpft werden muss.

2. Einfühlsamere Vermarktung: sich besser fühlen statt unzulänglich

In der Werbung begegnen uns immer mehr kurvige Frauen (curvy Männermodels lassen jedoch noch immer auf sich warten!!), trotzdem bekommen wir immer noch schöne Gesichter, perfekte Körper und unerreichbare Körperformen zu sehen, die uns ein Gefühl der Unzulänglichkeit vermitteln. Beim Kauf eines so vermarkteten Produkts denken wir daher unbewusst, dass es uns hilft, so auszusehen, wie die schöne Person auf den Bildern.

Tatsächlich ist es so, dass Kosmetika kurz- und langfristig viel bewirken können (schon mal erlebt, was Hyaluronsäure fast sofort mit eurer Haut machen kann?), der Effekt ist aber immer nur vorübergehend. Sich selbst wirklich zu mögen, das schafft keine Anwendung – weder beim ersten noch beim fünfzigsten Mal.

Ändern wir jedoch unsere Perspektive, kann ein Produkt dazu beitragen, dass wir uns besser fühlen – zum Beispiel nach einem langen Arbeitstag oder vor einem wichtigen Termin. Aber nur wenn es uns als Person in den Mittelpunkt stellt, ohne dass wir uns automatisch anderen vergleichen oder an uns zweifeln.

Einen Versuch wäre das doch wert, oder?!

3. Mehr Transparenz bei natürlicher Schönheit

„Natürlich“, „sauber“, „grün“ – Begriffe, die wir schon so oft gehört haben, dass sie inzwischen fast schon ihre Aussagekraft verloren haben. Was steckt wirklich hinter diesen Wörtern?

Eines sollten wir nicht vergessen: In Italien, wie auch in Deutschland, sind die Vorschriften für die Herstellung und Vermarktung von Kosmetika sehr streng und als Verbrauchende können wir uns beim Kauf unbesorgt darauf verlassen.

Allerdings liegt es an den Unternehmen, ihre Aussagen über natürliche, saubere oder grüne Kosmetik mit Fakten, Geschichten und Zahlen zu füllen und uns damit zu zeigen, dass sie wirklich etwas für eine bessere Zukunft unseres Planeten tun wollen.

4. Echten Experten mehr Gehör verschaffen

Wenn der Heizkessel im Haus defekt ist, was macht ihr dann? Die meisten von euch werden vermutlich eine Firma für Klima- und Heiztechnik anrufen und den Anweisungen der Fachleute dort folgen. Bei Kosmetika gibt es jedoch oft die Tendenz, das Unwissen der Verbraucherinnen und Verbraucher auszunutzen, um Zweifel und Ängste über Inhalts- und Wirkstoffe sowie Methoden der Kosmetikherstellung zu schüren.

Auf Instagram erlebe ich immer wieder aufs Neue erstaunt mit, wie viele Dermatologinnen und Dermatologen – vor allem in den USA – diese Plattform überaus aktiv nutzen und sich direkt an ein Publikum wie uns wenden: Sie erklären, wie wir unsere Haut pflegen können und räumen mit allerlei Mythen auf – und weisen dabei immer wieder darauf hin, dass wir uns bei Kosmetik auf Profis verlassen sollten.

Unternehmen sollten das Wissen und die Kommunikationsfähigkeiten von Fachleuten nutzen, um ihre potenzielle Kundschaft so aufzuklären, dass eine fundierte Kaufentscheidung getroffen werden kann.

Und auf wen hören wir, wenn wir entscheiden müssen, was das Beste für unsere Körperpflege ist?

5. Mehr Inklusivität

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Mehr und mehr Unternehmen befassen sich mittlerweile intensiver mit diesem Thema, aber der Weg zur echten Inklusion ist noch sehr weit.

Auf Bildern und Produkten sehen wir immer noch allzu oft den gleichen Personentyp: weiblich, weiß, sonnengebräunt und sehr schlank. Nicht unbedingt ein Abbild der vielen Nuancen, die uns im Alltag so begegnen.

Stellt euch vor, eine Transgender-Person of Color sucht in einer Parfümerie oder Apotheke nach einer Foundation oder einem Produkt für die Pflege ihrer Naturkrause. Keine Ahnung, wie groß die Auswahl da im Prinzip sein könnte …

Die meisten Marken, die sich an People of Color richten, sind vor allem online sehr erfolgreich – und das nicht ohne Grund: Wenn im Laden nichts zu finden ist, sucht diese Klientel eben woanders und wird fündig.

Und schließlich die Sprache: Bei der Kommunikation bemüht man sich verstärkt, mehr Menschen anzusprechen: Männer und Frauen, aber auch – und vor allem – solche, die sich außerhalb der Bipolarität der Geschlechter wohler fühlen. Sowohl das Deutsche als auch das Italienische tun sich noch etwas schwer damit, diese vielen Facetten zu integrieren, aber wir machen langsam Fortschritte.

6. Mehr Offenheit bei Filtern

Schon gewusst? In Norwegen müssen retuschierte Bilder  in den sozialen Medien gekennzeichnet werden.

Auch wenn dieses neue Gesetz Kritik ausgelöst hat, vermittelt es eine Vorstellung davon, welche Auswirkungen der Einsatz von Filtern auf unser Selbstwertgefühl hat – und darauf, wie wir selbst unseren Körper wahrnehmen.

An und für sich ist nichts gegen Bildfilter einzuwenden. Aber die Art, wie wir sie einsetzen und welche Gefühle wir mit solchen Bolden verbinden, können uns schaden.

Nachdem ihr meine Ideen gelesen habt, möchte ich gerne wissen, was ihr darüber denkt!

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Zur Autorin

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Chiara Vecchi arbeitet als Übersetzerin aus dem Deutschen und Englischen ins Italienische und hat sich auf die Themen Beauty und Kosmetik, Reisen und Tourismus sowie Gesundheit und Medizin spezialisiert.

Nach einem wunderbaren Auslandsjahr in Exeter (Devon) und einem dreijährigen Studium an der Hochschule für Übersetzende und Dolmetschende in Forlì (der Scuola Superiore di Lingue Moderne per Interpreti e Traduttori, SSLiMIT) machte Chiara ein Sabbatical und pendelte zwischen Italien und Deutschland. Anschließend absolvierte sie den Master of Translation an der walisischen Universität Swansea. Berufliche Erfahrungen konnte sie in Italien, Großbritannien und Deutschland sammeln als Marketingassistentin, Spezialistin im mehrsprachigen Kundenservice, Projektmanagerin und Übersetzerin.

Heute lebt sie in Italien und arbeitet freiberuflich als Übersetzerin. Sie liebt Katzen, Wanderungen in den Bergen und stellt in ihrer Freizeit ihre eigenen Seifen her.

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Instagram: instagram.com/italian_cosmetics_translator/
Webseite: www.chiaravecchi.com

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