„Lichtblicke, Geistesblitze, Sternstunden“: Unter diesem Motto trafen sich Vertreter der Biobranche vom 16. bis 17. März zum 3. BiolebensmittelCamp. Sie tauschten sich konstruktiv und sinnstiftend über Themen aus, die die Branche aktuell bewegen. Austragungsort der Veranstaltung war das Morgensternhaus, eine „grüne“ Tagungslocation in Fulda. Hier ein paar Eindrücke.

Dass ich mich für nachhaltige Wirtschaft, Landwirtschaft und Ernährung interessiere und als Dolmetscherin und Übersetzerin überwiegend nachhaltige Unternehmen betreue, brauche ich hier im Blog inzwischen nicht mehr zu erwähnen. Nachdem ich das NaturkosmetikCamp zweimal besucht und dabei eine aktive Rolle übernommen hatte, lag es auf der Hand, dass ich am BiolebensmittelCamp, das ebenfalls von Wolfgang Falkner/The Camp Company organisiert wird, teilnehmen würde.

Ursprünglich hatte ich vor, das Camp als reine Teilnehmerin zu besuchen, mich entspannt zurückzulehnen und passiv interessante Einblicke in die Branche zu gewinnen. Wer mich kennt weiß aber auch, dass es mit dem „entspannt Zurücklehnen und nur Zuschauen“ oft nichts wird. Als ich gefragt wurde, ob ich mir vorstellen könnte, die Sessions* als Moderatorin zu betreuen, stellte ich mich der Herausforderung.

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Foto: BLC/Jasmin Walter

Wenn ich ganz ehrlich bin, weiß ich nicht, ob ich das mit der Moderation so gut hinbekommen habe. Es war zum Teil sehr schwer, weil die Diskussionen etwas chaotisch wurden (was Sinn und Zweck der Sache ist) beziehungsweise sehr in die Tiefe gingen.

Zwar hatte ich die Themenvorschläge schon im Vorfeld gesehen, wusste aber nicht, welche es tatsächlich auf den Sessionsplan schaffen würden und welche ich moderieren dürfte. Auf jeden Fall hatte ich nicht geahnt, dass ich so spannende Einblicke und Meinungsaustausche erleben würde. Hier ein Überblick der Punkte und der Denkanstöße aus den Sessions, die bei mir hängengeblieben sind:

1.      Session „Plastikflut stoppen – Plastik vermeiden“

Vorgeschlagen und geleitet wurde die Session „Plastikflut stoppen – Plastik vermeiden“ von Nina Sohl, einer reizenden Frau, die eine Filmproduktion UND eine Eismanufaktur betreibt. Sie wollte sich gerne über Möglichkeiten austauschen, Softeis verpackungsarm direkt und über den Einzelhandel zu verkaufen. Die Teilnehmer waren sich mehr oder weniger einig, dass der wirtschaftliche Druck bei Plastikverpackungen höher sein sollte (zum Beispiel, indem Erdöl besteuert wird) und dass die Konsumenten umgewöhnt werden müssten.

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2.      Session „Regenerative Landwirtschaft“

Die Session „Regenerative Landwirtschaft“ war aus meiner Sicht eine der strukturiertesten und spannendsten Sessions, der ich beiwohnen durfte. Der Sessionsleiter erklärte zunächst, auf welchen Prinzipien und Praktiken die ökologische Landwirtschaft basiert, und stellte zur Diskussion, wie mehr Landwirte, vor allem aus der jüngeren Generation, für ökologische Landwirtschaft begeistert und beim Umwandlungsprozess begleitet werden könnten. In den Raum wurden Schlagwörter wie „ganzheitliches Denken“, „Volksinitiative für den Boden“ (ähnlich wie bei den Bienen in Bayern) und „Digitalisierung versus Analogisierung“ geworfen.

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Besonders spannend aus meiner Sicht als Übersetzerin: Es wurde angeregt, dass Sprachbarrieren durch qualitativ hochwertige Übersetzungen niedrig gehalten werden sollten.  

3.      Session „Was sollten Schüler und Schülerinnen über nachhaltigen Konsum lernen?

Bei dieser Session wurde eine Vielzahl von Initiativen vorgestellt, die darauf abzielen, Kinder und Jugendliche für nachhaltigen Konsum (etwa Konsumrundgänge) zu sensibilisieren. Dann stellten sich die Teilnehmer die Frage, welche andere Möglichkeit es gibt, Schüler und Schülerinnen zu erreichen. Digital, über die sozialen Medien oder ganz analog, über Personen, die eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielen. Zum Beispiel Großeltern, die im Gegensatz zu vielen Eltern über ausreichend „Kochkompetenz“ verfügen. Alle waren sich mehr oder weniger darüber einig, dass die Lehrpläne angepasst werden sollten, obwohl das nicht einfach ist. Das Thema „Bio in der Schule“ scheint übrigens ein Dauerbrenner zu sein und wurde oftmals erwähnt. Wer also Impulse dazu beitragen kann, sollte das nächste Camp auf keinen Fall verpassen!

4. Session: „Kann jedes Unternehmen ein Robin Hood sein ?“

Ein Teilnehmer stellte in seiner Session „Kann jedes Unternehmen ein Robin Hood sein?“ die provokatorische Frage, ob soziales Verantwortungsbewusstsein als Geschäftsmodell funktionieren kann, ohne dass man als reine Charity handelt. Als Beispiele dafür, dass das durchaus geht, wurden Firmen wie pure food, choba choba und ecosia genannt. Anschließend wurde darüber diskutiert, was den Verbrauchern an Mehrwert geboten werden müsste, damit sie bereit seien,  einen höheren Preis zu zahlen. Besonders interessant fand ich hier die Diskussion, ob Transparenz Vertrauen schafft oder, im Gegenteil, Vertrauen aufgebaut werden muss, wenn Transparenz nicht möglich ist. Denn immerhin fliegt kein Kunde mit nach Sri-Lanka, um zu prüfen, ob die Kokosmilch unter fairen Bedingungen gewonnen wird.

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Vorträge im Plenum

Bei den BarCamps der Camp Company stehen neben den Sessions auch immer Keynotes und inspirierende Vorträge auf dem Plan. Am Sonntag lieferte der Vortrag von Alexander Beck, Geschäftsführer der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL), wertvolle Denkanstöße. Er machte mit uns ein Chemie-Experiment und erklärte, wie seelische Erlebnisse von Lebensmitteln, die wir uns einverleiben, unsere Gesundheit beeinflussen.

Mehr über die Inhalte des BarCamps möchte ich an dieser Stelle nicht preisgeben. Die Teilnehmer sollten inzwischen die Zugangsdaten für die Mindmaps erhalten haben. Die Nichtteilnehmer haben hoffentlich Appetit auf mehr bekommen und sind nächstes Jahr dabei!

Die Location

Das Morgensternhaus ist eine Tagungslocation in Fulda, bei der der Nachhaltigkeitsgedanke ganz im Vordergrund steht. Von Beleuchtungs– und Veranstaltungstechnik über Klimatisierung und Müllsortierung bis hin zu Seifen und Reinigungsmitteln: Alles ist ressourcenschonend und nachhaltig.

Wer einen günstig zu erreichenden Tagungsort für grüne Meetings im Herzen Deutschlands sucht, hat ihn hier gefunden.

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Verpflegung und Rahmenprogramm …

… sind schließlich einer der Gründe, warum ich so gerne an den BarCamps der Camp Company teilnehme. Von der Kaffeesahne auf dem Frühstückstisch über die Weine und die Himbeere zum Vanilleeis: Alle Lebensmittel und Getränke, die vom Catering-Unternehmen bankett-sinnreich zur Verfügung gestellt wurden, waren biologisch und vollwertig. Das konnte man oft sehr wohl schmecken. Das „I-Tüpfelchen“ für Käseliebhaber wie mich: Die Ökologischen Molkereien Allgäu (ÖMA) hatten als Sponsoren eine Auswahl köstlicher Hart- und Weichkäsen beigesteuert.

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Weitere kulinarische Höhepunkte des Wochenendes …

… waren für mich das Risotto mit Gemüsecurry und Kokossauce, der Fisch im Eierteig sowie, das werdet ihr kaum glauben, die Maultaschen, die im Rahmen des Street Food Festivals im Morgensternhaus am Samstagabend frisch von der Kochschule des bankett sinnreich zubereitet wurden. Ob die besser schmecken als die Tortellini meiner Mutter? Einfach anders 🙂

Auch diesmal habe ich mich unter den „Bios“ sehr wohl gefühlt. Wer Idealismus nicht als ein Schimpfwort betrachtet, interessante Ideen zu Themen der ökologischen Landwirtschaft und des nachhaltigen Konsums beisteuern kann oder einfach auf Gleichgesinnte treffen möchte, sollte diese Branchenveranstaltung nicht verpassen.  

*Sessions heißen die Impulsvorträge mit anschließender Diskussionsrunde auf einem BarCamp. Wer nicht weiß, was ein BarCamp ist, kann diese Wissenslücke hier schließen.

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