Im letzten Monat habe ich Dir von drei nachhaltigen Challenges erzählt, die ich mir „angetan“ habe. Unter anderem ging es dabei um den Verzicht auf neue Kleidung und Schuhe bis zum Jahresende. Es scheint eine Kleinigkeit, doch um zu verstehen, welche Auswirkungen Entscheidungen dieser Art haben, reicht ein Blick auf die Statistiken: Jedes Jahr werden in der EU 5,8 Millionen Tonnen Textilien entsorgt. Das entspricht in etwa 11 kg pro Kopf! Viele dieser Kleidungsstücke werden im Anschluss in Entwicklungsländer exportiert, wo sie auf illegalen Müllhalden unter freiem Himmel verbrannt werden, z. B. in der Atacama-Wüste im Norden Chiles. Deshalb hat die Europäische Union im Juni diesen Jahres die „Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien“ veröffentlicht, mit dem Ziel, Textilien weiterzuverwenden und zu verwerten. Dadurch sollen Verschwendung und Auswirkungen auf die Umwelt minimiert werden. Ein Aspekt, den die Strategie vorsieht, ist die Erweiterte Herstellerverantwortung (EPR), was Entwurf, Recycling und Entsorgung der Kleidungsstücke betrifft.

Bald werde ich den Möglichkeiten der verantwortungsbewussten Kleiderwahl, die wir alle haben (auch und vor allem jene, die Mode lieben!), einen weiteren Blogartikel widmen. Heute möchte ich Dir gern, vor allem im Hinblick auf die legislativen Entwicklungen der EU, die ich zuvor kurz angeschnitten habe, einige italienische Initiativen und Produktionsfirmen vorstellen, die mit gutem Beispiel vorangehen, was Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft angeht.

Movimento Moda Responsabile

Die Bewegung ist im April diesen Jahres entstanden und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die gesamte Produktionskette nachhaltiger zu gestalten, weshalb sie Marken, Unternehmen und Organisationen zusammenbringt. Es haben sich bereits 20 Unternehmen angeschlossen, die durch die folgenden Prinzipien verbunden sind:

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Photo by Antoni Shkraba
  • Kreislaufwirtschaft, um den Abfall und die Verschmutzung durch Schadstoffe zu verringern,
  • „Eco-Design“: Entwurf langlebiger und wiederverwendbarer Kleidungsstücke aus recycelbaren Stoffen und trennbaren Fasern und Produktion bei geringerem Energieverbrauch,
  • Wertschätzung der Handwerkstradition,
  • Aufwertung des eigenen Gebiets, seiner Kostbarkeiten und seiner handwerklichen Traditionen,
  • ethisch und moralisch vertretbare Arbeit,
  • Achtung der ethisch-sozialen Standards, mit besonderem Fokus auf Inklusion und Zugänglichkeit,
  • Rückverfolgbarkeit,
  • transparente Kommunikation der eigenen Arbeitsweise.

Eine Auflistung der Unternehmen, die Teil dieser Initiative sind, findest Du hier.

Consorzio Italiano Implementazione Detox (CID)

Im Februar 2016 wurde diese Organisation gegründet, als Antwort auf die von Greenpeace initiierte Challenge, für den Menschen giftige und die Umwelt verschmutzende Substanzen aus Kleidungsstücken zu beseitigen. Den 20 Unternehmen, die seit Beginn Teil des Konsortiums sind, haben sich 7 weitere angeschlossen. Im Jahr 2020 hat der Zusammenschluss ein Projekt ins Leben gerufen, das die graduelle Reduzierung und Beseitigung von 11 umweltschädlichen Stoffgruppen zum Ziel hat, darunter Chemikalien, Hilfsstoffe und Farbstoffe.

Zu diesem Zweck hat die Organisation mehrere Studien zu Farbstoffen in Auftrag gegeben und bewährte Methoden ausgearbeitet, was die Identifizierung und Rückverfolgbarkeit von Rohstoffen sowie Überwachungs- und Kontrollverfahren betrifft. Ziel ist es, die Verwendung der bemängelten Stoffe bereits in frühen Stadien der Produktionskette zu unterbinden.

Auf dieser Seite, die auch in englischer Sprache verfügbar ist, findest Du weitere Informationen zur Tätigkeit des CID.

Recycling von Stoffresten (Upcycling)

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Photo by Markus Winkler

Wenn Du in der Textilbranche arbeitest, hast Du vielleicht schon einmal von Prato gehört. Die toskanische Stadt ist eine der Textil-Hochburgen in der EU und bekannt für ihre jahrhundertealte Tradition der Aufarbeitung von Wolle und die Weiterverwertung von Stoffresten im Allgemeinen. Von dem 5 Milliarden schweren Umsatz, den das ganze Textilviertel generiert hat, stammen 1,5 Milliarden aus dem Recycling von Textilien. Auch wenn die Recyclingmethoden anfangs eher von wirtschaftlichen als von umweltbedingten Anforderungen beeinflusst wurden, finde ich es richtig, in einem Textilviertel wie dem in Prato den Schlüssel zum nachhaltigen Wandel der Modebranche zu suchen. 

Das Upcycling-Verfahren, das der Aufarbeitung und Wiederverwendung von alten Fasern dient, ist die Nasszerkleinerung mit Textilschneidemaschinen, die in diesem Video veranschaulicht wird. Dank der Verwendung aufbereiteter Stofffasern kann im Vergleich zur Herstellung neuer Fasern Wasser gespart werden.

Mehr über Prato und die Recycling-Tradition der Stadt findest Du in diesem Artikel.

Wenn Du einen Artikel zu diesem Thema in deutscher Sprache suchst, wirst Du hier fündig.

Abwasserrecycling

In Prato werden nicht nur Stofffasern recycelt. Das Textilviertel verfügt auch über die größte Abwasseraufbereitungsanlage in Europa. Die Anlage sammelt Abwasser aus den Arbeitsvorgängen von 350 Unternehmen aus Prato und bereitet es auf. Die Firmen nutzen für ihre Produktionsabläufe recyceltes Wasser statt Trinkwasser aus dem Grundwasserleiter.

Abgesehen von der Wasserersparnis bietet die Anlage auch den Vorteil, dass das in den Kleidungsstücken vorkommende Mikroplastik besser gefiltert werden kann, was in üblichen Kläranlagen nicht möglich ist. Wir sprechen von dem größten industriellen Klärwerk für die Verteilung recycelten Wassers für industrielle Zwecke. Weitere Informationen zum Thema bietet dieser Artikel in englischer Sprache.

Energieeffizienz: Ausschreibungen

Zum Schluss soll es um eine großartige Regierungsinitiative gehen, die sich mit Energie befasst, einem weiteren wichtigen Aspekt der Umweltauswirkungen von Textilfabriken. Im August 2022 haben das italienische Ministerium für Wirtschaft und Finanzen und das Ministerium für Wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Prato einen Betrag von 10 Millionen Euro für die Unterstützung der Energieeffizienzmaßnahmen der Textilfabriken zugesprochen. Von diesen Fördergeldern können Unternehmen profitieren, die unter anderem folgende Maßnahmen aufweisen:

  • energieeffizienter Produktionsablauf (Maschinen, Anlagen, Produktionslinien),
  • Installation von erneuerbaren Energiesystemen für den Eigenverbrauch oder von Kraft-Wärme-Kupplungs-Anlagen,
  • Energieüberwachungssysteme,
  • Installation unterbrechungsfreier Stromversorgungen usw.

Mehr erfahren: https://www.tvprato.it/2023/03/10-milioni-di-euro-per-le-aziende-del-distretto-tessile-ecco-il-primo-bando-sullefficientamento-energetico/

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Photo by Pixabay

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