Die SANA in Bologna gehört nun schon seit vier Jahren zu meinem festen Messeprogramm. Und genauso lange berichte ich hier auch über meine Besuche dort, teile mit euch meine Beobachtungen und stelle die neuesten Daten und Fakten aus der Welt der Bio-Produkte vor. Hier findet ihr meinen Artikel zu meinem Besuch vom vorletzten Jahr.
Am Morgen des 6. September betrete ich also das Messegelände, um an der Eröffnungskonferenz der SANA teilzunehmen. Mit diesem neuen Format gibt Bologna Fiere Marktteilnehmern, internationalen Experten und Institutionen ein Forum, um über das Thema Von der grünen Wende zur Bio-Revolution – Bio zwischen heute und morgen zu diskutieren und über die Rolle des ökologischen Landbaus für die italienische Landwirtschaft nachzudenken. Biodiversität, Gewässerschutz, Tierwohl und Klimawandel sind dabei nur einige der Themen, die behandelt werden. Außerdem soll in diesem Rahmen auch das Bio-Manifest 2030 vorgestellt werden.
Am Eingang der Messe steht vor mir in der Reihe eine große Gruppe eleganter Herren in Schlips und Kragen – und einem Halstuch, auf dem „Coldiretti“ prangt. Dazwischen erspähe ich auch die eine oder andere Frau, genauso elegant und mit dem gleichen gelben Tuch um den Hals. Offensichtlich bin ich auf einige landwirtschaftliche Direkterzeuger gestoßen, die coltivatori diretti, die in diesem Verband organisiert sind. Ich folge ihnen, als wir alle zusammen zur Konferenz geleitet werden, die in einem Gebäude neben den Messepavillons stattfindet.
In der Zwischenzeit bin ich schon Teil der Gruppe geworden – und das obwohl ich mich nur einige Tage vorher als „Dolmetscherin und Fachübersetzerin für die Bio-Wirtschaft“ für die Konferenz angemeldet habe. An der Anmeldung stelle ich zu meiner Freude fest, dass sich mein Name auch tatsächlich auf der Liste der Konferenzteilnehmer befindet, und man überreicht mir eine Mappe mit Informationen zu den Rednern und reichhaltigem Informationsmaterial. Ich betrete den Saal und setzte mich zwischen die Landwirte und Landwirtinnen.
Was mache ich bloß hier?
Nun ja, ich bin hier, um zu lernen, welche Rolle Bio bei der Bewältigung der für unsere Zukunft maßgeblichen Herausforderungen spielt, vor denen wir bei der nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft und dem Umweltschutz stehen, damit auch ich meinen kleinen Beitrag dazu leisten und in meinem Blog darüber schreiben kann.
Die Konferenz eröffnet mit der Grußbotschaft des EU-Kommissars für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Phil Hogan, der sich per Video an die Teilnehmer wendet: „Die Europäische Union glaubt fest an die Bedeutung des ökologischen Landbaus. Aus diesem Grund fördern wir das Wachstum dieses Marktes mit einer entsprechend starken Ausrichtung unserer Politik und einer direkten Unterstützung der Landwirte.“ – Eine Botschaft, die vom Publikum mit Applaus aufgenommen wird.
Anschließend beleuchten die sehr interessanten Vorträge die aktuelle Situation der Bio-Branche. So betont der Präsident von Bologna Fiere, Gianpiero Calzolari, dass „Bio innerhalb weniger Jahre eine führende Rolle in der Lebensmittelindustrie übernommen hat und von einer Nische zu einem Motor für Entwicklung und Wachstum geworden ist. Bio ist heute ein Massenphänomen und ein Wirtschaftssektor mit tausenden Beschäftigten, der für ein neues, zunehmend auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Produktionssystem steht“. Der Vorsitzende des Beirats der Initiative Rivoluzione Bio, Angelo Frascarelli, stellt anschließend das Bio-Manifest 2030 vor, dass ich hier kurz zusammenfassen möchte (die vollständige Fassung findet ihr auf Italienisch auf der Website rivoluzionebio.it).
Das Programm des Manifests umfasst 10 Punkte:
- Eine Landwirtschaft, die aktiv zur Bewältigung der Klimakrise beiträgt
- Die Vorreiterrolle des landwirtschaftlich-ökologischen Ansatzes
- Stärkung der Alleinstellungsmerkmale von Bio-Anbau und Bio-Produkten
- Umstellung der Tierhaltung auf biologische Methoden
- Die Schlüsselrolle von Regulierung und Kontrolle
- Die Kernfunktion von Innovation und digitaler Revolution
- Modelle für die Raumentwicklung
- Informationen zur Rückverfolgbarkeit und ihre Bedeutung
- Einführung eines nationalen Bio-Zeichens
- Kommunikation und Bewusstsein: Stärkung einer umfassenden Aufklärung zur Ernährung und die Rolle eines „proaktiven“ Verbrauchers
Im Rahmen dieses Blogposts sollten die Überschriften der einzelnen Punkte des Manifests ausreichen, um ein Bild der Strategien für die Umwelt zu zeichnen, die die Rivoluzione Bio vorschlägt. Ich möchte nur einige Punkte im Manifest erwähnen, die mir besonders interessant erscheinen.
„Der Agrarsektor ist besonders anfällig für die negativen Auswirkungen durch den Verlust der biologischen Vielfalt und den Klimawandel. Sein positives Potenzial, die Verschmutzung durch Chemikalien zu mildern und zu verringern, verleiht diesem Sektor jedoch auch eine zentrale Rolle in der Umweltpolitik. Ein Modell einer nachhaltigen Landwirtschaft zu fördern, bedeutet dabei, nicht nur wirksam zur langfristigen Erhaltung der Fruchtbarkeit der Böden und der Umweltressourcen beizutragen, sondern den Landwirtinnen und Landwirten ein angemessenes Einkommen zu garantieren und die Gesundheit der Beschäftigten in der Landwirtschaft zu schützen – ebenso wie die Gesundheit der Verbraucher“.
(Punkt 1)
Da freut es mich doch, dass ich als Verbraucherin neben einer so schönen Gruppe von Landwirten sitze.
„Mit mehr Transparenz auf dem Etikett und mehr detaillierten Informationen für den Verbraucher wird ein wichtiger Beitrag dazu geleistet, das Wissen über Bio-Produkte und ihre Verwendung zu verbreiten. Mithilfe digitaler Etiketten lassen sich auch Herkunftsangaben aller landwirtschaftlicher Erzeugnisse, die als Zutaten für die Produkte eingesetzt werden, sowie alle Verarbeitungsschritte der Verarbeitungskette darstellen. Mit der Berechnung des ökologischen und sozialen Fußabdrucks lässt sich nicht nur der Mehrwert von Bio-Produkten und des ökologischen Landbaus kommuniziert, sondern auch Vertrauen beim Verbraucher schaffen“.
(Punkt 8)
„Ein verantwortungsvoller Verbraucher spielt als Marktregulierer eine entscheidende Rolle: Der ökologische Wandel in der Landwirtschaft wird vor allem durch die Entscheidungen der Verbraucher gefördert und stimuliert“.
(Punkt 10)
Und so beschließe ich, als Verbraucher verantwortungsbewussterer zu werden und vor dem Kauf eines Produkts jedes Etikett aufmerksam zu lesen.
Die Schlüsselwörter dieses Manifests sind somit: Innovation durch Entwicklung von präzisen Technologien für den ökologischen Landbau; Transparenz dank Etiketten, die die Rückverfolgbarkeit von Produkten gewährleisten; Kommunikation durch mehr Information und die Verbreitung von Ideen, wie wir alle gemeinsam den Planeten retten können. Dazu möchte auch ich auf meine Weise einen kleinen Teil beitragen, denn Greta Thunberg hat recht, wenn sie sagt:
„Niemand ist zu klein, um Einfluss zu nehmen und die Welt zu verändern“.
Greta Thunberg
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