Neulich stieß ich im Schrot & Korn auf einen spannenden Artikel über das Haus Bollheim, einen Demeter-Hof, der rund 50 Kilometer südlich von Köln gelegen ist. Sofort musste ich an meinen Besuch im letzten Sommer zurückdenken. Auch wenn bereits ein paar Monate vergangen sind, möchte ich die Eindrücke dazu mit Dir teilen. Vielleicht kannst Du hier Antworten auf Deine Fragen zum Thema Biodynamik finden und eine vorbildliche Firma kennenlernen.
Wie ich in meinem ersten Blogbeitrag berichtet habe, greife ich seit einigen Monaten weitestgehend auf biologische Produkte zurück. Oft entscheide ich mich dabei für Lebensmittel in Demeter-Qualität, weil diese strengere Vorgaben als Bio-Produkte erfüllen müssen. Von Anfang an war ich mir dessen bewusst, dass es beim Demeter-Verband nicht nur um Normen, sondern auch um eine ganz besondere Lebensphilosophie geht – die sogenannte Biodynamik. Über die biodynamische (oder biologisch-dynamische) Landwirtschaft wusste ich, dass sie auf der Anthroposophie – einer von Rudolf Steiner begründeten Weltanschauung basiert. Diese besagt, dass der uns ernährende Boden mit bestimmten Präparaten und Impulsen unterstützt werden soll . Ich wusste allerdings nicht genau, was ich mir darunter vorstellen sollte und wollte hautnah erleben, was hinter dieser Philosophie steckt. Als ich auf der Website des Demeter-Verbandes die Veranstaltung „Präparate rühren im Morgengrauen“ bei Haus Bollheim in Zülpich entdeckte, meldete ich mich gleich an.
Auf nach Zülpich
Am 20. August machte ich mich also in aller Herrgottsfrühe (gegen 5.30 Uhr) auf in Richtung Zülpich. Nach ungefähr 40 Minuten erreichte ich das Grundstück des Hauses und wurde von Herrn Hagenow, unserem Gastgeber und Referenten, sowie von den anderen Teilnehmern herzlich empfangen.
Gleich zu Beginn stellte Herr Hagenow eines klar: „Hier werden keine halben Sachen gemacht. Wir werden die biodynamischen Präparate in Wasser auflösen und eine Stunde lang umrühren, so wie es sich gehört. Anschließend werden wir diese mit Besen und Eimern auf den Acker bringen.“
Los geht’s!
Jeder von uns bekam ein großes, mit Wasser gefülltes Gefäß und einen Haselnusszweig. Wir saßen draußen auf Holzbänken im Kreis und hörten unserem Gastgeber fasziniert zu. Schließlich zeigte er uns einen Glasbehälter mit dem Hornkiesel-Präparat, das im Frühling in ein Kuhhorn gefüllt, vergraben und zum Sommerende wieder ausgegraben wird. (Andere Präparate, wie zum Beispiel das Hornmistpräparat werden im Winter eingegraben und im Frühling wieder ausgegraben). Welche Rolle sie spielen, erfahren wir später.
Nun wurde das Präparat in die Gefäße gefüllt und wir fingen an zu rühren. Als wir immer schneller wurden, bemerkten wir, wie sich ein Trichter im Fass formte. Der Sinn des Rührens bestand darin, ein einziges Chaos entstehen zu lassen. Wir sollten die Richtung des Rührens regelmäßig ändern und dabei unbedingt beachten, dass das Wasser immer in Bewegung bleibt. Dieser Prozess wird auch „dynamisieren“ genannt.
Ein bisschen Theorie
In der einen Stunde, die wir mit Rühren verbrachten, klärte uns Herr Hagenow über die Leitsätze der Antrophosophie auf und erzählte uns, inwiefern diese in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft Anwendung finden. Vieles empfand ich als sehr anspruchsvoll, dennoch konnte ich mir ein paar faszinierende Ideen dazu merken, die mich seitdem nicht mehr loslassen. Unter anderem geht es um folgende Aspekte:
- Warum werden Präparate gespritzt? Sie sollen den Boden beleben und ernähren. Die Biodynamik gründet auf der Annahme, dass Landwirte der Natur mindestens genauso viel zurückgeben sollten, wie sie von ihr nehmen. Der Boden sollte durch gewisse Impulse unterstützt werden. Eine Besonderheit des Kieselpräparates besteht darin, dass er den Stoffwechsel der Pflanzen fördert und ordnet.
- Demeter-Höfe sollten möglichst das biodynamische Prinzip eines geschlossenen Betriebssystems verkörpern. Das heißt u.a., dass Mist aus der Tierhaltung benutzt wird, um den Boden zu düngen und dann auch nur in dem Maße, wie die Natur es benötigt. Innerhalb dieses Betriebssystems spielt der Mensch eine wichtige Rolle: Er setzt Impulse, die alles in Einklang bringen.
- Und wem das alles zu Hokuspokus ist: Die Unterschiede zwischen herkömmlichen und biodynamisch bebauten Grundstücken lassen sich wissenschaftlich belegen. Nähere Informationen dazu finden sich auf der Seite des Demeter-Verbandes.
Und weiter mit dem Praxisteil!
Nach einer Stunde war der erste Teil unserer Aktivität zu Ende. Jetzt sollte es bald auf den Acker gehen. Wir gossen das Wasser mit dem Präparat noch in kleinere Eimer und gingen, mit einem Besen ausgestattet, auf den Acker. Herr Hagenow machte das einmal für uns vor: Er tauchte den Besen in den Eimer und verteilte das Wasser mit einer Bewegung auf dem Acker, die, wie er selbst erklärte, was „Segnerisches, was Sakrales“ hat.
Wir wurden auf verschiedenen Feldern verteilt. Ich kam zur Roten Bete. Während ich über den Acker lief, spürte ich die sanften Sonnenstrahlen auf meiner Haut und die Verbindung zum Boden, den ich gerade „ernährte“.
Nach der Aktion kehrten wir auf den Hof zurück und stärkten uns im Terrassencafé. Zum Frühstück gab es leckeren Kaffee und dazu ein Croissant (wahlweise hell oder dunkel) mit Konfitüre aus eigener Herstellung. Dabei lernten wir uns besser untereinander kennen und erzählten uns, aus welchen Beweggründen wir uns für biologisch-dynamische Landwirtschaft interessieren. Die idyllische Aussicht veranlasste mich schließlich zu einem Einkauf im Hofladen.
Ich werde in Zukunft die Veranstaltungsseite des Hauses im Auge behalten und freue mich jetzt schon auf den nächsten Besuch!
Und Du? Kaufst auch Du biologische oder biologisch-dynamische Produkte? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!
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