Wenn Du oft im Bioladen einkaufst, hast Du vielleicht schon mal bei den leckeren Keksen und Snacks der Bohlsener Mühle zugegriffen, die verschiedenen Sorten durchprobiert, irgendwann geglaubt, dass Du Deinen Favoriten gefunden hast und dann doch Deine Meinung ändern müssen, als die Firma ein neues Produkt auf den Markt brachte. Doch kennst Du auch das Unternehmen, das hinter diesen unwiderstehlichen Keksen steckt, und seine ganzheitlich nachhaltige Philosophie? Nachdem Du dieses Interview mit Marketingleiter Finn Naujoks gelesen hast, werden Dir die Kekse noch besser schmecken!
Ihre Produkte sind den meisten bekannt. Aber können Sie vielleicht erklären, was die Philosophie dahinter ist?
Wir produzieren unser Getreide selbst aus eigenen Mahlerzeugnissen. Auch die Analytik erfolgt intern. Alle Rohstoffe, die wir beziehen, sind zu 100 % biologisch und kommen überwiegend aus einem Umkreis von 200 km. Wir arbeiten nur mit Zulieferern zusammen, die die Einhaltung unserer ökologischen Kriterien entlang der gesamten Lieferkette gewährleisten können.
Bei der Zusammenstellung der Rezepturen gilt: so wenig verarbeitet und so ursprünglich wie möglich. Wir verwenden zum Beispiel nur Rübenzucker aus Deutschland anstatt anderer hochverarbeiteter Süßungsmittel.
Haben Sie eine Nachhaltigkeitsstrategie? Auf welchen Säulen basiert sie?
Wir berechnen unsere CO2-Emissionen für die gesamte Lieferkette – vom Anbau über die Produktion und die Logistik bis hin zum Verpackungsprozess. Also vom Saatgut zum fertigen Produkt. Wir achten bei der Wahl unserer Verpackungen auf Recyclingfähigkeit.
Die Produktion ist CO2-neutral, denn unsere Photovoltaikanlage deckt zusammen mit unserer Wasseranlage* den gesamten Strombedarf ab.
Auch soziale Nachhaltigkeit spielt bei uns eine wichtige Rolle. Wir übernehmen Verantwortung für unsere Mitarbeiter:innen, ihre Gesundheit und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dafür wurden wir mit dem FaMi-Siegel ausgezeichnet.
[*Wusstest Du, dass bei der Bohlsener Mühle noch die alte Wassermühle im Einsatz ist? Mehr dazu in diesem Interview]
Wie berechnen Sie Ihre CO2-Emissionen?
Anhand unserer Rezepturen. Wir haben für jede Zutat dokumentiert, welche Gewichtung die einzelnen Inhaltsstoffe bei der Gesamtberechnung haben, und können mit diesem Wissen Stellschrauben erkennen.
Auf Ihrer Website erwähnen Sie, dass Sie Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) für Optimierungsmaßnahmen in Anspruch genommen haben. Welche Kriterien mussten Sie dafür erfüllen?
Wir hatten Anspruch darauf, da unsere Wertschöpfungskette regional ist. Mit den EU-Fördermitteln können wir unsere Produktionskapazität steigern und somit die Landwirtschaft der Region stärken.
Haben Sie Tipps für Start-ups oder andere Unternehmen, die gerade anfangen, eine Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln?
Wir sind bei der Erarbeitung unserer Nachhaltigkeitsmaßnahmen von unserem internen Wissen ausgegangen (z. B. um die CO2-Bilanz einzelner Zutaten zu berechnen, Stellschrauben zu erkennen und Optimierungen voranzutreiben), anstatt uns extern beraten zu lassen und Lösungen aufgetischt zu bekommen, die nicht zu uns passen. Wir haben auch viel über „Trial-and-Error“ erreicht. Zum Beispiel haben wir mehr Hülsenfrüchte angebaut, in der Überzeugung, dass diese CO2 im Boden binden können, haben dann aber festgestellt, dass sie mehr CO2 aussetzen.
Mein Tipp wäre also, sich vom internen Wissen heraus antreiben zu lassen, um individuelle Lösungen zu finden, die zum eigenen Unternehmen passen, anstatt viel Geld in eine externe Beratung zu investieren, die oftmals nicht mehr als Standardlösungen herbeiführen kann.
Herr Naujoks, ich danke Ihnen für dieses Gespräch und Ihre Zeit!
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