**Achtung, Humor! Die Sensibilität der Leser könnte etwas in Mitleidenschaft gezogen werden.**

Da ihr nun auf meinem Blog gelandet seid, nehme ich an, dass ihr mehr von Land und Leuten und deren liebsten Essgewohnheiten erfahren wollt. Oder aber ihr wollt wissen, ob in euch ein echter kleiner Italiener steckt. Ich kann euch versichern, selbst wenn ihr jeden Tag bei eurem Lieblingsitaliener „Bruschetta allio ollio e origano“ oder „Gnotschi“ bestellt und für morgen ein Termin beim Notar ansteht, wo ihr den Kauf eurer Traumvilla am Gardasee unter Dach und Fach bringt, seid ihr noch weit vom echten „Italian way of life“ entfernt. Vor allem beim Essen gibt es noch sehr viel zu lernen! Dass wir Kaffee klein, stark und schwarz lieben, Ananas auf der Pizza für uns Horror pur ist oder dass wir bei jedem Essen gefühlt den halben Tag am Tisch sitzen, dürfte mittlerweile allseits bekannt sein. Heute aber lernt ihr bei mir ein paar unserer kulinarischen Gewohnheiten kennen, die von den Alpen bis zu der Stiefelspitze eigentlich fast allen Italienern gemeinsam sind (man möge mir bitte dieses Mal die Verallgemeinerung entschuldigen). Passt also gut auf, dann seid ihr eurem ersehnten Ziel – dem Dolce Vita – einen Schritt näher.

1. Versprecht mir, dass ihr nie wieder verkochte Nudeln ohne Soße als Beilage essen werdet!

Die Pasta wurde erfunden, damit sie sich aufs Beste mit einer Soße vereint: die Orechiette mit Stängelkohl (orecchiette alle cime di rapa) oder Spaghetti mit Meeresfrüchten (spaghetti allo scoglio). Nudeln und Soße gehen dabei einen unauflöslichen Bund ein und aus einer schnöden Beilage wird der erste Gang (il primo!), der bei jedem italienischen Essen im Mittelpunkt steht. Genießt eure Steaks mit euren geliebten Kartoffeln oder mit ein paar Scheiben des tollen Brotes, auf das ihr so stolz seid – aber bitte nicht mit Pasta!

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Nie wieder verkochte Pasta als Beilage!!

 

2. Lasst euren Tag bei einem Aperitif ausklingen!

Trefft euch dazu um am späten Nachmittag um halb sechs mit euren Freunden. Das ist der perfekte Zeitpunkt, zum Klönen und um in Erinnerungen zu schwelgen und euch dabei mit Oliven, Parmesan-Häppchen, Erdnüssen, Chips und kleinen Pizzen vollzustopfen. Dazu natürlich Aperol Spritz, literweise … Seid mutig! Lasst die Happy Hour verstreichen und macht daraus einen Apericena, einen Aperitivo plus Abendessen! Wenn schon, denn schon: Eure bessere Hälfte hat sicher vollstes Verständnis, wenn ihr abends anruft, um leicht angeschickert zu verkünden, dass ihr nicht zum Abendessen zu Hause seid. Und falls nicht, hat sie euch nicht verdient!

Was sagt ihr? Nördlich des Gotthards sind Lokale, in denen man eine gepflegte Happy Hour all’italiana zelebrieren könnte, rar gesät? Dann macht einfach eure eigene Aperitif-Bar auf! Oder schlagt es eurem Cousin vor, der auf der Suche nach einer erfolgreichen Geschäftsidee ist, denn mit den mehr als zwei Millionen Italienern, die als Expats in Europa leben, wäre für Kundschaft gesorgt.

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Aperitivo o‘ clock

 

3. Ganz wichtig: Wenn ihr in der Pizzeria eure Bestellung aufgebt…

…dann gebt euch NIEMALS mit den 47 Pizzaklassikern und 23 Pizzen mit Spezialbelag zufrieden, die im zehnseitigen Menü liebevoll aufgeführt werden. Das wäre doch viel zu gewöhnlich! Seid stattdessen kreativ und fordert den Kellner heraus … mit ein paar Variationen! Für den kleinen Italiener in euch stellt ihr dann eure ganz eigene Pizza-Kreation zusammen. Ein Beispiel gefällig? – „Eine Capricciosa, aber statt Rohschinken lieber den gekochten Schinken und gegrillte Auberginen statt Oliven … die Tomaten bitte frisch gewürfelt nach dem Backen draufgeben … und den Boden ausgerollt, aber mit einem schönen hohen Rand“. Lasst eurer Fantasie freien Lauf, denn ihr könnt euch sicher sein, dass euer Tischnachbar den Kellner – der ja an so etwas gewöhnt ist und außerdem ausschließlich dazu da ist, alle eure Launen zu erfüllen, mit noch abstruseren Sonderwünschen erfreut hat.

 

4. Dasselbe gilt für den Kaffee!

Keiner darf euch vorschreiben, wie ihr euren Kaffee bestellt: koffeinfrei, lauwarm in einem Mug und viel Milchschaum oder klein, schwarz und heiß in einem angewärmten Espresso-Tässchen und mit ordentlich Crema – ihr habt jedes Recht, genau zu definieren, wie ihr ihn wollt.

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Seid kreativ mit eurer Kaffee-Bestellung!

 

5. Wenn ihr Freunde und Familie zum Essen einladet, dann geht mit viel Ehrgeiz ans Kochen.

Das Essen ist eure Show, der Ausdruck eurer kulinarischen Persönlichkeit, kurz: ein Ereignis, das noch monatelang in aller Munde sein wird! Ihr dürft eure Gäste nicht warten lassen: Noch während sie die Antipasti genießen, seid ihr – wie meine Mutter – schon in der Küche, um die Pasta abzugießen und mit der Soße auf Tellern anzurichten. Sobald die Pasta serviert ist und die anderen essen, eilt ihr schon wieder zurück in die Küche, um die Kartoffeln zu wenden und den Braten anzuschneiden … von dem ihr, wenn ihr dann endlich mal am Tisch sitzt, nur einen Happen esst, weil ihr euch schon wieder in die Küche schleichen müsst, um die Torte mit Erdbeeren und Schlagsahne zu dekorieren, die bis zuletzt im Kühlschrank stehen muss. Am Ende habt ihr vielleicht zehn Minuten mit den anderen am Tisch verbracht, aber aus dem Wohnzimmer erreicht euch das zufriedene Gemurmel eurer Gäste. Und sobald der letzte die Erdbeere, die sein Tortenstück verziert hat, mit Wonne verspeist hat, ertönt ein vielstimmiges „Ein Kompliment an die Köchin“ (oder an den Koch), der euch in der Küche erreicht, wo ihr damit beschäftigt sein, 12 Mal Kaffee zuzubereiten, ohne zu vergessen, welcher eurer Gäste den caffè koffeinfrei, Arabica-Bohne oder aromatisch und wer eigentlich den Mocaccino wollte ..

Typisch italienische Essgewohnheiten, die ich euch ans Herz legen könnte, gibt es noch viel mehr, aber ich will euch noch nicht in alle Geheimnisse einweihen. Arbeitet erst einmal daran, meine fünf Ratschläge heute noch umzusetzen und wenn ihr den kleinen Italiener in euch geweckt habt, führe ich euch aufs nächste Level!

 

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