Ja, ihr habt richtig gelesen. Einen ganzen Monat lang – vom 18. November bis zum 18. Dezember – habe ich komplett auf tierische Produkte verzichtet. Und das während nah und fern alle meine Freunde ein Bild nach dem anderen posten: von butterweiche Weihnachtskeksen, knusprigen Truthähnen zu Thanksgiving, übervollen Platten mit Sushi (bei den einen) oder Käse (bei den anderen). Der Grund für diesen drastischen Schritt?

Gewissensbisse

Im Oktober überkam mich so etwas wie eine mystische Krise in Sachen Nachhaltigkeit. Dieses Gefühl, nicht genug dafür zu tun, wurde ich einfach nicht los. Da wir nun einmal nicht in der Nähe einer großen Stadt leben, bin ich ab und zu auf ein Auto angewiesen. Meins fahre ich noch „zu Ende“, es ist zwar klein, aber ein Benziner.

Dann haben wir auch noch ein paar Altgeräte im Haus, die wir von den Großeltern meines Mannes geerbt habe. Natürlich wollen wir die noch „aufbrauchen“. Einige funktionieren immer noch verdammt gut (so viel zum Thema geplante Obsoleszenz), aber ihr Energieverbrauch ist ebenso altmodisch wie ihr Design.

Und die Plastiktonne ist immer voll, egal wie sehr wir uns bemühen.

Der einzige Aspekt, bei dem ich das Gefühl hatte, noch etwas tun zu können, ist der Verzehr von tierischen Lebensmitteln – schließlich ist die Nutztierhaltung für einen großen Teil der Treibhausgasemissionen auf der Erde verantwortlich.

Also dachte ich mir, warum nicht einen Monat lang vegan leben und dabei kulinarische Anregungen für eine Zukunft sammeln, die zunehmend pflanzlich wird? Schließlich muss ein seriöses Magazin wie das meine, das sich mit dem Gedanken einer nachhaltigen Lebensweise beschäftigt, früher oder später auch die Frage nach einer Ernährung aufgreifen, die den Planeten schont und Tiere von Leid befreit.

Schön und gut! Aber wie ist es gelaufen?

Zunächst einmal: Ich habe durchgehalten! Das ist ja schon mal was, nicht? Aber einfach war’s nicht. Fleisch habe ich nicht vermisst, weil ich ohnehin nicht gerade verrückt danach bin, aber gegen eine nette Scheibe Toast mit Butter und Lachs zum Frühstück hätte ich nichts einzuwenden gehabt.

Und dein Mann?

Sagen wir mal so … er hat mitgespielt und bei diesem Experiment mal neugierig, mal ungeduldig, mal mit medizinisch-wissenschaftlichem Interesse und auch hie und da mal mit Schadenfreude zugeschaut.

Am zweiten Adventssonntag machte er mir zum Beispiel ein paar Pfannkuchen mit Sojamilch und fluchte, weil sie gnadenlos an der Pfanne kleben blieben (ich hätte ja dafür eine beschichtete Pfanne verwendet). Mein Eindruck ist jedenfalls, dass er beim nächsten Mal gerne auf diese Erfahrung verzichten wird.

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Verunglückte Pfannkuchen

Vegan auf Zeit: ein paar nützliche Tipps für den Anfang

Ihr wollt es einfach mal eine Weile vegan probieren und im Januar beim Veganuary mitmachen? Oder wollt ihr für den Anfang nur ein oder zwei vegane Tage in der Woche einplanen? Dann möchte ich euch hier ein paar Tipps und nützliche Hinweise mit auf den Weg geben.

1. Erst einmal ein gutes veganes Kochbuch

Ein veganes Kochbuch gehört auf jeden Wunschzettel! Damit werden das Entdecken und Ausprobieren von neuen leckeren Rezepten zum Kinderspiel. Ich schwöre ja auf Flavour von Ottolenghi: leckere und farbenfrohe vegane Gerichte, bei denen Gewürze, Kräuter und oft unterschätzte lokale Gemüsesorten auf ungewöhnliche Weise kombiniert werden.

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Veganes Ragout nach Ottolenghi-Art

2. Gut geplant ist halb eingekauft

Plant euren Einkauf: Nehmt euch am Abend oder am Wochenende ein paar Minuten Zeit, um durch euer Rezeptbuch zu blättern. Schreibt euch auf, was ihr in den nächsten Tagen kochen wollt und macht dann eure Einkaufsliste fertig. Ich kaufe fast alles auf dem Markt und in Bioläden. Das kostet mich zwar mehr als im Supermarkt, aber dafür spare ich ja auf der anderen Seite, weil ich kein Geld für Fleisch, Fisch, Käse und Co ausgeben muss.

3. Besser vorher gut beraten lassen

Ganz wichtig: Wenn ihr Bedenken habt, dass die vegane Ernährung möglicherweise mit euren Erkrankungen oder Beschwerden unvereinbar ist, dann solltet ihr zuerst ärztlichen Rat einholen oder zur Ernährungsberatung gehen. Unter Umständen werden Vitamin B12-Präparate verschrieben – ein Vitamin, das für unseren Körper unverzichtbar ist, aber nur in Lebensmitteln tierischen Ursprungs vorkommt.

4. Die Proteine nicht vergessen!

Darüber habe ich schon in einem anderen Beitrag geschrieben und auch hier gilt der Rat der Ernährungsberaterin, die ich dort zitiere: Proteine sind unverzichtbar, denn sie sorgen dafür, dass wir uns satt fühlen. Wer sich vegan ernährt, sollte daher neben Hülsenfrüchten, Tofu, Tempeh und Seitan auch Samen (Chiasamen haben 17 Gramm pro 100 g) und Nüsse wie Erdnüsse (26 g) in den Essensplan einbauen.

Beim Tofu habt ihr recht: Allein schmeckt er nach nichts. Aber in Mehl gewälzt und mit eurem Lieblingsgewürz aromatisiert, dann in Samenöl gebraten und anschließend in süß-süß-saure Soße getunkt steht der Tofu geschmackstechnisch schon ganz anders da!

5. Klare Ansagen, der Freundschaft zuliebe

Sagt den anderen im Haushalt frühzeitig Bescheid, vor allem, wenn sie unverbesserliche Fleischliebhaber sind. Bereitet sie psychologisch vor, aber sorgt auch dafür, dass eure Absicht, euch vegan zu ernähren, ernst genommen wird. Am besten bezieht ihr eure Mitbewohner oder Familie in die Vorbereitung und „Bewertung“ der Gerichte ein. Sagt ihnen, dass sie diese auch gerne mit Fleisch oder Fisch kombinieren können, wenn sie es möchten – aber ihr werdet überrascht sein, wie oft auch darauf verzichtet wird (sodass sich der Fleischkonsum des Haushaltes im Schnitt reduziert).

Was meine Freunde und Verwandten angeht, so hatte ich es leicht, denn angesichts der allseits herrschenden Ansteckungsgefahr leben wir wie Einsiedler. Ich werde das Experiment also noch einmal im Frühling oder Sommer wiederholen – nur um die Gesichter zu sehen, wenn ich und mein veganer Burger beim Familiengrillfest auftauchen.

6. Immer den Sicherheitsabstand im Restaurant einhalten …

Nur für den Fall, dass ihr so mutig seid, eins zu betreten. Nicht etwa wegen Corona. Nein, nein! Die viel größere Gefahr ist eure Sitznachbarin, die gerade ihr Roastbeef oder ihre Käseplatte serviert bekommt. Glaubt mir, sich da immer zu beherrschen erfordert eine Menge Kraft.

Advent ohne Schoko-Nikolaus …?

Ein wunder Punkt, ich gebe es zu. Es gibt sie schon, vegane Schokolade, aber fragt mich bitte nicht, ob sie schmeckt. Sagen wir mal so: Nach einem kleinen Riegel hat man eher weniger Lust, sich auch noch auf den Rest der Tafel zu stürzen … alles fein, würde ich mal sagen 😉 

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Foto: Vie Studio auf Pexels

Mein Fazit

Eine Zeitlang vegan zu essen oder feste vegane Tage in der Woche einzulegen, ist absolut machbar. Die vielen veganen Rezeptbücher und die zunehmende Beliebtheit von veganen Lebensmitteln wie Seitan und Tempeh sowie das Angebot an veganen Gerichten in Restaurants machen es leicht, sich eine Weile pflanzlich zu ernähren. Aber es gibt auch ein paar Dinge zu beachten, wenn man durchhalten will. 

Im Grunde ist vegane Ernährung nichts anderes als eine Möglichkeit, mehr frische, vitamin- und ballaststoffreiche Lebensmittel zu essen, die auf eher ungewohnte Weise kombiniert werden und sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Und das ist gerade kurz vor Weihnachten gar keine so schlechte Idee!

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