Ein Gastbeitrag von Antonietta Rondanini

Das Poster mit der Einladung sprang mir bei Facebook gleich ins Auge:

„Legambiente Reggio Emilia organisiert unter der Schirmherrschaft der Gemeinde Correggio und in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Zero Waste und den Ploggern von Correggio die Aktion Machen wir die Umwelt sauber 2020! Wir sehen uns am Sonntag, den 20. September 2020 im Parco della Memoria, Treffpunkt ist der Parkplatz an der Via Fazzano“.

Ja, super, dachte ich … das ist ja gleich bei mir gegenüber!

Ich wollte schon lange an einer solchen Aktion teilnehmen und habe den Termin daher sofort im Kalender vermerkt.

Vom „Plogging“ hatte ich schon einiges gehört, aber ich wollte mehr wissen.

Und so schlug ich bei Wikipedia nach.

Was ist Plogging?

„Plogging ist ein Kofferwort, gebildet aus den Bestandteilen ‚plocka‘ (schwedisch aufheben) und Jogging, und steht für eine Natursportart, bei der – zumeist organisiert und mit Handschuhen sowie Abfallbehältnissen ausgestattet – die Vermüllung der Landschaft bekämpft sowie der Müll dem Recyclingkreislauf zugeführt wird.“

Hinter Plogging steht also eine einfache Idee: laufen, bücken, Müll einsammeln.

Warum soll ich aufheben, was andere liegen lassen?

Wie oft sehen wir beim Spazierengehen in der Stadt, beim Radfahren durch die Felder oder beim Wandern in der unberührten Natur Abfall aller Art, den andere gedankenlos einfach so weggeworfen haben!

Bis jetzt hatte wohl noch niemand daran gedacht, das aufzusammeln, was alle anderen ungestraft haben liegen lassen. Einfallslos wie wir nun mal sind, schimpfen wir darüber wie die Rohrspatzen und denken uns, es gibt doch die Straßenreinigung, die kann ja den Müll einsammeln.

Wozu soll ich sauber machen, wenn die anderen wieder alles zumüllen?

Nun ja, Straßenkehrer gibt es, aber eben nicht genug, um in jeder Ecke der Welt zu kehren. Und dass der Nutzen nicht von Dauer sein soll, ist auch nur ein Gerücht: Nach Aussagen der italienischen Umweltschützer von Legambiente hat es sich gezeigt, dass viele der Gebiete, die in den vergangenen Jahren vom Müll befreit wurden, bis heute sauber geblieben sind.

Daher ist es durchaus sinnvoll, das Angenehme mit dem gesellschaftlich Nützlichen zu verbinden und bei einem schönen Spaziergang durch die Natur die Muskeln zu stärken und die Lungen durchzulüften und dabei Gutes zu tun und den herumliegenden Abfall einzusammeln.

Eine vermüllte Umwelt hat Folgen für alle

Wir lassen alles Mögliche in unserer Umwelt liegen: neben Papierfetzen und Plastikmüll (dessen Bruchstücke noch einmal schädlicher sind) auch Flaschen, Tüten und Snackverpackungen.

Dazu kommen heute auch noch Wegwerfprodukte wie z.B. Einwegmasken, Gummihandschuhe, Feuchttücher oder Aludosen, die erst in Hunderten von Jahren biologisch abgebaut werden. Und dann gibt es noch den Kleinabfall wie Kaugummis und Zigarettenkippen, der sich nur mit großer Mühe aufsammeln lässt und zudem absolut nicht abbaubar ist.

Die Unsitte, Müll einfach liegen zu lassen, wirkt sich gravierend auf unsere Lebensqualität aus: der unschöne Anblick sorgt für Verfall im Stadtbild, es entstehen hohe Kosten für die Straßenreinigung und vor allem wird die Umwelt verschmutzt. Es ist bekannt, dass 75 % der Verschmutzung der Meere ihren Ursprung im Hinterland hat, wo der Müll entsteht und dann von den Flüssen in den Bergen und Ebenen zur Mündung transportiert wird.

Plogging – eine tolle Idee für unsere Umwelt

Daher ist ein sogenannter Öko-Trekking-Urlaub eine sehr begrüßenswerte Idee: Man wandert durch die freie Natur in den Bergen oder am Ferienort und sammelt den Müll ein, dem man dabei begegnet.

Diese Idee lässt sich aber nicht nur auf unwegsamen Bergpfaden umsetzen. Es gibt nämlich auch eine urbane Variante für den Park gegenüber oder die Straßen in unserem Viertel, bei der wir uns das ganze Jahr über austoben können: das Plogging.

Morgens halb zehn in Correggio …

Und damit zurück zur der Veranstaltung im Stadtpark.

Pünktlich um 9.30 Uhr trafen wir uns zur Registrierung bei den freiwilligen Helferinnen und Helfern von Legambiente. Mit Handschuhen, Masken, Zangen, Säcken und aufgeschnittenen Plastikflaschen für die Kippen bewaffnet teilten wir uns in Untergruppen auf, um den ganzen Park durchkämmen zu können … und los ging es mit dem Mülleinsammeln.

Das Wetter war zwar nicht besonders, Regen blieb uns aber zum Glück erspart. Die Atmosphäre jedoch war fröhlich und freundlich, auch wenn wir uns teilweise noch nie zuvor begegnet sind. Aber eines einte uns alle: der Wunsch, die Umwelt zu schützen und uns fit zu halten.

Die Organisatoren konnten sich an diesem Tag über eine rege Teilnahme freuen: Freiwillige von Legambiente und dem Netzwerk Zero Waste, eine große Gruppe von Carpi Jogging und natürlich die Plogger aus Correggio, darunter einige Familien mit ihren Kindern.

Plogging in Italien
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Besonderes Lob verdienen die Bürgermeisterin Ilenia Malavasi und der Stadtrat für Umweltfragen, Fabio Testi, die – statt Reden zu halten und Selfies zu knipsen – aktiv ihren Teil dazu beitrugen, dass dieser „Wettbewerb im Müllsammeln“ zu einem vollen Erfolg wurde.

Nach etwa zwei Stunden kehrten wir an unseren Startpunkt zurück, ordentlich beladen mit Beuteln voller Abfall, der dann ordnungsgemäß entsorgt wurde. Ja, ‚ordentlich‘ und eben nicht ‚schwer‘ beladen, denn mein Eindruck war, dass unser Park alles in allem gar keine so schlechte Figur abgegeben hat. Aber natürlich geht es auch immer noch besser.

Ich hoffe sehr auf weitere Initiativen dieser Art in Correggio und Umgebung.

Wie kann ich mitploggen?

Wenn ihr nun auch raus in die Natur wollt, um beim Ploggen mitzumachen – dann los!

Ort und Zeit von Plogging-Aktionen in eurer Umgebung lassen sich sicher einfach im Internet recherchieren. Bis dahin kann jede*r schon einmal allein oder mit Freundinnen und Freunden ploggen gehen, natürlich mit der richtigen Ausrüstung: sportliche Kleidung aber auch Handschuhe, Mund-Nasen-Schutz, Müllbeutel und Abfallzange!

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Die Zangen zum Aufnehmen des Abfalls bekommt man für wenig Geld im Handel, sie sind eine große Hilfe, damit ihr den Müll nicht anfassen und euch beim Sammeln nicht ständig bücken müsst.

Es versteht sich von selbst, dass der eingesammelte Müll sortiert und in den entsprechenden Abfallbehältern entsorgt werden sollte. Und was nicht sortiert werden kann, gehört in den Restmüll.

Hier habe ich euch noch ein paar Websites mit interessanten Informationen zum Plogging zusammengestellt:

Plogging Cologne: In Köln ist man schon sehr aktiv!

Die Gruppe hat auf dieser Seite einen tollen Überblick über ihre Aktionen zusammengestellt.

Auf der Facebook-Seite Plogging Germany können sich Plogging-Gruppen bundesweit vernetzen und ihre Veranstaltungen eintragen. Wer nicht ohne eine Challenge auskommt, kann Litterati ausprobieren. Die App vernetzt Plogger auf der ganzen Welt.

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