Neue Kontakte, Ideen und Impulse sind ganz toll. Doch wenn ich Branchenveranstaltungen wie die Biofach besuche, interessieren mich auch die harten Fakten. Wie ist es insgesamt um die Branche bestellt? Welche Trends sind zu erkennen und welche davon sind auf langfristige Makrotrends zurückzuführen? Das alles hilft mir zu verstehen, wie ich meine Kunden – die Naturkosmetikmarken – besser unterstützen kann.
Auch in meinem kostenlosen E-Book „Nachhaltig erfolgreich in Italien“ gehe ich übrigens auf Daten und Fakten ein und ziehe daraus Schlussfolgerungen für Naturkosmetikunternehmen aus dem DACH-Raum, die den italienischen Markt erschließen möchten.
Naturkosmetik: Branchenmonitor 2024
Der Vortrag „Naturkosmetik: Branchenmonitor 2024“ von Mirja Eckert, Geschäftsführerin von THE NEW und Referentin am Institut für Trends- und Zukunftsforschung, und Andrea Herzog von YouGov war ein willkommener Anlass, zwischen Interviews, Kundenbesuchen, Netzwerktreffen und Verkostungen mal eine Pause einzulegen und mich frontal berieseln zu lassen. Doch die Berieselung glich eher einem Schauer: viele Daten, Fakten und Impulse, die notiert werden wollten. Gut, dass ich mein Bambook dabei hatte!
Funfact am Rande: Mirja kannte ich schon vom Online-NaturkosmetikCamp 2020, als ich das Vergnügen hatte, ihre spannende Session zum Thema Makrotrends während der Coronapandemie in einer Mindmap festzuhalten.
Die Trends, die ich interessant fand, habe ich im Folgenden zusammengefasst.
Die Lage auf dem Markt
Im ersten Teil des Vortrages ging es um Entwicklungen auf dem Markt und den Anteil von Naturkosmetik an der gesamten Kosmetikbranche.
Die gute Nachricht zuerst: Dem Beautymarkt geht es insgesamt mit knapp 17 Milliarden Euro Umsatz gar nicht so schlecht. Dazu hat auch der Fokus auf Gesundheit und Selbstfürsorge beigetragen.
Der Anteil von Bio- und Naturkosmetik liegt bei 10 % (zertifiziert und nicht zertifiziert), was einem stabilen Wachstum entspricht.
Hinzu kommen 10 % für naturnahe Kosmetik (während konventionelle Kosmetik die restlichen 80 % ausmacht).
Segmente im Wachstum
Interessant war auch zu erfahren, welche Segmente am meisten gewachsen sind. Mirja nannte:
- Mundpflege,
- dekorative Kosmetik,
- Haarpflege und
- Parfums.
Interessanterweise durfte ich tatsächlich im letzten Jahr diverse internationale Projekte im Bereich Parfums und Haircare begleiten.
Vertriebskanäle
Hier konnte ich eine Übereinstimmung mit dem italienischen Markt und den Daten von Cosmetica Italia feststellen, die die Grundlage für mein E-Book bilden. Aber auch mit den Gesprächen, die ich mit den Ausstellern geführt habe.
Biofachhandel und Reformhäuser sind als Kanäle leicht rückläufig. Dieser Negativeffekt wird allerdings von anderen Kanälen ausgeglichen: Der E-Commerce ist zweistellig gewachsen, was dem Trend auf dem Gesamtmarkt entspricht. Die erste Anlaufstelle ist nach wie vor die Drogerie, wobei Kosmetikstudios auch wichtig bleiben – genauso wie in Italien.
Die Konsument:innen
Das Verbraucherpanel von YouGov analysiert mit regelmäßigen Reports das Kaufverhalten der Konsument:innen. In anderen Worten: Wer kauft was, wo und wann?
Auch hier eine gute Nachricht zum Einstieg: Naturkosmetik hat ein Umsatzwachstum von über 2 % verzeichnet, wobei das an der Anzahl der Käufer:innen lag und nicht wie im letzten Jahr am Preis.
Wer kauft Naturkosmetik?
Immer mehr Menschen. Die Reichweite* liegt bei 34 %, einen Prozentpunkt höher als letztes Jahr. Daran sind die jüngeren Käufergruppen stärker beteiligt.
Doch natürlich lassen die anhaltende Inflation und die Gesamtkonjunktur das Kaufverhalten nicht unbeeinflusst. Das Preisbewusstsein ist – sowie bei vielen anderen Warengruppen – gestiegen. Konsument:innen überlegen sich genauer, wie sie ihr Geld investieren. Dies spiegelt sich unter anderem in einem leichten Rückgang des Premiumsegments sowie in einer Präferenz für Handelsmarken wider – zumindest als Einstieg.
* Konsument:innen ab 18 Jahren, die mindestens einmal im Jahr Naturkosmetik kaufen.
Anregungen und Ideen für die Branche
Zum Schluss ging es um die Frage, wie Marken neue Kundschaft für sich gewinnen können. Konsument:innen stellen sich selbst und ihren Lifestyle gerne in den Mittelpunkt – Stichwort „Selbstoptimierung“. Nachhaltigkeit ist zwar wichtig, um Neugierde zu wecken, reicht alleine jedoch nicht aus, um neue Käufer:innen zu gewinnen. Das sollte sich in der Kommunikation widerspiegeln.
Wichtig ist auch, dass der Spaßfaktor in der Kommunikation nicht verloren geht: Auch bei nachhaltigen Produkten sollte nicht „mit erhobenem Zeigefinger“ kommuniziert werden.
Tipps für Marken
- Social Listening: Hört hin! Bleibt in Kontakt mit eurer Community. Was brauchen die Konsument:innen? Woran wird gemessen, ob ein Produkt gut ist? Das ist auch die Strategie der Marken, die ich hier demnächst in den Interviews vorstellen werde. Auf das Thema Community-Management gehe ich übrigens auch in meinem E-Book ein.
- Junge Konsument:innen: Auch die Jüngsten (Gen Alpha) fangen an, ihr Taschengeld auszugeben. Daher ist es wichtig, auf Kanäle zu setzen, die diese Gruppe ansprechen, sowie auf die entsprechenden Trends (Digitalisierung, Gamification).
- Trends beobachten: Strukturen nutzen, mit anderen in Kontakt bleiben. Bleibt dazu im Austausch mit anderen Akteur:innen.
- Technologie trifft auf Beauty: KI und Naturkosmetik stehen nicht unbedingt im Widerspruch. Ein Beispiel sind die Instrumente zur Personalisierung.
Und jetzt würde mich brennend interessieren, inwiefern sich die angerissenen Trends mit Deinen Eindrücken decken. Ich freue mich schon auf Deinen Kommentar oder Deine Kontaktaufnahme!
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