Kaum ein Thema hat mein Unternehmen im ersten Halbjahr 2021 so intensiv beschäftigt wie nachhaltige Verpackungen und ja, im Umkehrschluss,  . . . Abfälle. Denn alles, was wir (ver)kaufen, wird irgendwann zu Müll.

Angefangen hat es mit Übersetzungsprojekten im logistischen Bereich, bei denen es um nachhaltige Transport- und Etikettierungslösungen ging. Dann durfte ich meinem Kunden ARCHE helfen, die verschiedenen Verpackungsarten, die das Unternehmen einsetzt, und die entsprechenden Entsorgungshinweise ins Italienische zu übersetzen, wobei eine neue Richtlinie anzuwenden war, die in Italien gilt.   Zum Schluss haben mein Team und ich simultan diverse Webinare über ökologische Verpackungen im Lebensmitteleinzelhandel gedolmetscht.

Zum Glück mangelte es im Frühling auch nicht an digitalen Infoveranstaltungen und Möglichkeiten, sich (kostenlos) über Trends, Entwicklungen und die für uns Übersetzer:innen so wichtige Terminologie einen Überblick zu verschaffen.

Webinare über nachhaltige Verpackungen

Den Auftakt machte die Biofach/Vivaness im Februar. Bei den Diskussionen im Forum wurden unter anderem Lösungen für die Verpackung von Obst- und Gemüse im Lebensmitteleinzelhandel verglichen. Da wurde mir klar, dass auch die Etiketten und das gewählte Druckverfahren eine Rolle spielen.

Im Bereich Kosmetik war für mich das Online Focus Meeting zum Thema „Wie Naturkosmetik neuen Luxus verpackt“ am 1. März besonders erleuchtend. Angesprochen wurde die Möglichkeit, die CO2-Bilanz einer Verpackung mit intuitiven Tools zu errechnen und dabei auch kleinste „Details“ wie Etiketten mit zu berücksichtigen.

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Photo by Luma Candles on Unsplash

Sehr inspirierend war auch ein Youtube-Live des Forschungsinstituts Osservatorio Nomisma. Dabei wurden die Ergebnisse einer Studie über die Akzeptanz verschiedener Verpackungslösungen in Italien sowie Best-Practice-Beispiele aus Industrie und LEH präsentiert. Die Aufzeichnung findet Ihr hier: Osservatorio Packaging del Largo Consumo 28 gennaio 2021

Gerne fasse ich die wichtigsten Erkenntnisse für Euch zusammen.

Nachhaltige Verpackungen in Italien: Ein paar Zahlen

Eingangs wurde angemerkt, dass der Konsum von verpackten Produkten während der Ausgangssperren gestiegen ist, weil die Leute mehr zu Hause gekocht haben. Erfreulicherweise hat die Corona-Krise das Umweltbewusstsein der Italiener:innen jedoch nicht abgeschwächt, ganz im Gegenteil: 82 % fordert eine „ripresa economica verde“, eine wirtschaftliche Erholung im Zeichen der ökologischen Nachhaltigkeit.

Und konkret zu Verpackungen?

Laut der Nomisma-Studie nimmt 32 % (fast ein Drittel) ein Produkt als nachhaltiger wahr, wenn es weniger verpackt ist (im Vergleich: Für 33 % ist die Produktionsmethode eher ausschlaggebend). Was meine Landsleute bei Verpackungen konkret fordern, ist eine stringente Umsetzung der 3 „R“:

  1. Recyclingfähigkeit – Verpackungen aus Materialien, die getrennt entsorgt werden können
  2. Reuse (Mehrweglösungen) – z. B. Behälter, die wieder aufgefüllt werden können
  3. Reduzierung der Verpackung – viele entscheiden sich gegen ein Produkt, wenn es zu aufwendig verpackt ist
nachhaltige Verpackung
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Bild: Michaela Haller

Die Krux dabei ist, dass Endkunden (noch) nicht bereit sind, mehr für ein umweltfreundlich verpacktes Produkt zu bezahlen. Das stellt die Industrie vor die Herausforderung, nachhaltige Lösungen zu entwickeln, die aber für den Konsumenten erschwinglich sind, oder aber den Mehrwert einer nachhaltigeren Verpackung besser zu kommunizieren.

Kommunikation & Information: „sprechende“ Etiketten

Neben der Preissensibilität stellen oft auch die falschen Vorstellungen der Verbraucher:innen eine Herausforderung dar. Denn es darf nicht vergessen werden, dass eine Verpackung nicht nur bei der Entsorgung, sondern in ihrem gesamten Lebenszyklus die Umwelt belastet. Diese Belastung kann durch ein sogenanntes Life cycle assessment (LCA) gemessen werden.

Wichtig ist, die Ergebnisse aus der LCA dann auch auf dem Produkt zu kommunizieren, nach dem Motto „Hier wurden zig Kilos Co2 eingespart“.

Auch die „grünste“ Lösung nutzt aber nichts, wenn die Verpackung dann falsch entsorgt wird. Laut der Nomisma-Studie fühlt sich ein Viertel der Verbraucher:innen nicht genügend darüber informiert, wie die einzelnen Verpackungsbestandteile zu entsorgen sind, und wünscht sich mehr Informationen. Und 75 % sucht diese Informationen auf dem Etikett.

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Quelle: Webinar Nomisma

Das neue „Verpackungsgesetz“

Diesen Wunsch nach mehr Transparenz hat der italienische Gesetzgeber letztes Jahr aufgegriffen: Im September 2020 trat ein Gesetzesdekret in Kraft, das die EU-Richtlinie Nr. 2018/851 umsetzt. Demnach müssen auf Verpackungen folgende Angaben aufgeführt werden:

  • die numerische Kennzeichnung des Materials gemäß Entscheidung 97/129/EG der Kommission vom 28. Januar 1997  
  • Zusätzlich bei Produkten für B2C-Kanäle: Entsorgungshinweise für die Verbraucher:innen (es. “Raccolta differenziata + Famiglia di materiale. Verifica le disposizioni del tuo Comune”)

Obwohl die Absicht hinter dem neuen Dekret gut war, stellt es ausländische Firmen, die ihre Produkte nach Italien exportieren wollen, vor große Herausforderungen. Denn selbst die kleinsten Verpackungsbestandteile müssen nach dem neuen Dekret gekennzeichnet werden.

Natürlich ist es möglich und sogar empfehlenswert, die verpflichtenden Angaben mit weiteren Infos auf der eigenen Website zu ergänzen! Da kann man auch gut mit QR-Codes arbeiten.

So sieht zum Beispiel das Umweltetikett des italienischen Lebensmittelkonzernes Barilla aus:

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Astuccio (Sachet) und cartoncino (Papierschachtel) sind die beiden Verpackungsbestandteile.

Raccolta: CARTA (= Entsorgung im Papiersack)

Das „E-Tichetta“ von Conai

Eine Hilfestellung dazu kommt von Conai, dem nationalen Konsortium für Verpackungsmaterialien. Es hat ein Tool entwickelt, das bei der korrekten Kennzeichnung der Verpackungsbestandteile nach dem neuen Dekret helfen soll: http://e-tichetta.conai.org/#/crea

Allerdings ist das Tool nur mit guten Italienischkenntnissen zu bedienen, denn die Verpackungsbestandteile müssen aus einer Liste eher fachlicher Begriffe ausgewählt werden.

Neulich habe ich meinem langjährigen Kunden ARCHE Naturküche (die Produkte kennt Ihr bestimmt vom Bioladen) dabei geholfen, die Bezeichnungen auf seinen Verpackungen und die Entsorgungshinweise für den italienischen Markt auch mithilfe des Conai-Tools zu überarbeiten. Der Kunde war dankbar, bei diesem Mammutprojekt muttersprachliche Unterstützung zu bekommen.

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Quelle: Website von Conai

Ein paar Best-Practice-Beispiele

Beim Youtube-Live von Nomisma berichteten einige italienischen Konzerne von ihren Erfahrungen mit der Umstellung auf nachhaltigere Verpackungslösungen und informativere Etiketten. 

Der italienische Hersteller von Eisspezialitäten Sammontana hat zum Beispiel nach einer eingehenden LCA-Analyse bei seinen Eisbechern von Plastik auf PE-beschichtetes Papier umgestellt und dabei CO2-Einsparungen beim gesamten Produkt-Lebenszyklus erzielen können.

Penny Market Italia hat auf den Verpackungen seiner Bio-Produkte (Papierschalen) Storytelling-Elemente eingebaut, um die Verbraucher:innen darüber aufzuklären, wie die Verpackung zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung beitragen kann.

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Quelle: Webinar Nomisma

Ghelfi Ondulati hat seine Papierkartons durch ein patentiertes Verfahren an den Ecken verstärkt und dadurch die Kartonmenge an anderen Stellen reduzieren können.

Mein Angebot

Habt Ihr auch Eure Verpackungen neulich umgestellt? Lasst uns das professionell an Eure internationalen Kunden kommunizieren!

Steht Ihr auch vor der Herausforderung, die Angaben auf Euren Verpackungen gemäß der neuen Gesetzgebung in Italien zu überarbeiten? Gerne helfe ich Euch, die richtigen Begriffe auf Italienisch zu finden! Nehmt bitte Kontakt zu mir auf:

dialog@saccani-translations.com Die erste Beratungsstunde ist kostenlos

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