Es mag altmodisch anmuten, aber auch in Zeiten von Online-Shopping und Gratis-Retouren kaufe ich immer noch sehr gerne auf dem Wochenmarkt ein. Faszinierend finde ich, dass dieser Ort seit jeher ein Treffpunkt ist, der es schafft, selbst ein so schüchternes Wesen wie mich anzuziehen und bei mir den Schnäppchen-Instinkt wachzurufen, den wir alle doch irgendwie in uns spüren.

In Genk haben wir sogar zwei Märkte: donnerstags im Zentrum und samstagmorgens in der Vennestraat, einer bunten Gasse voller Läden und Lokale, in der sich die vielen Kulturen begegnen, die diese Stadt ausmachen. Der Donnerstagsmarkt bietet mehr Auswahl, aber dafür ist der Markt am Samstag wunderbar „gezellig“, wie man auf Flämisch sagt: ein geselliger Ort, an dem man sich einfach wohlfühlt. Dort gehe ich gerne mit meinem Mann Sander hin, um das Wochenende einzuläuten.

Weil wir aber versuchen, so umweltbewusst wie möglich zu leben, sind ein paar Vorbereitungen nötig, die etwas Zeit kosten … oder sparen (je nach Standpunkt). Heute möchte ich ein paar der obligatorischen Etappen unseres Rituals mit euch teilen und euch Lust auf einen Marktbesuch machen, wo ihr inmitten des bunten Treibens einen schönen Moment der Langsamkeit genießen könnt.

Wie kommen wir zum Markt? Selbstverständlich mit dem Fahrrad!

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Einer von uns nimmt immer das E-Bike, um den Einkauf nach Hause zu bringen, ohne gleich einen Herzkasper zu riskieren – auf dem Rückweg geht es eben auch ein ganz kleines bisschen bergauf. Trotzdem macht es keinen Sinn, die paar Kilometer mit dem Auto zu fahren, nicht zuletzt, weil wir es dann recht weit weg vom Markt parken müssten.

Bevor es losgeht, überprüfen wir unsere Räder noch einmal in der Garage wie ein Profi-Radteam: Funktioniert alles, sind die Reifen aufgepumpt? Ist das E-Bike auch ordentlich aufgeladen oder hat die letzte Person, die damit gefahren ist, es mal wieder vergessen? Wenn nicht, müssen wir eine halbe Stunde warten.

Beutel und Tüten für den Einkauf – natürlich recycelt!

Ja, das ist der erste heikle Punkt bei unserem Einkauf: Wenn Ihr den Gebrauch von Einweg-Plastiktüten vermeiden wollt, reicht es nicht aus, alle wiederverwendbaren Tüten, die im Haus verstreut sind, einzusammeln und zu hoffen, dass sie auch sauber sind (wann gewöhnen wir uns eigentlich endlich an, alle Tüten am selben Ort zu sammeln?!?).

Sobald Ihr am Stand seid, braucht Ihr auch richtig gute Reflexe, um den Marktleuten Eure Tüten schnell und entschlossen entgegenzuhalten, damit Euer Einkauf nachhaltig und umweltbewusst nach Hause kommt. Auf den einen oder anderen schrägen Blick müsst ihr Euch dabei allerdings gefasst machen. Schade, wenn man bedenkt, dass wir im Jahr 2022 mitten in einer riesigen ökologischen Krise stecken. Aber man möchte sich ja schließlich nicht den Samstagmorgen verderben, indem man daran erinnert wird.

Liebling, wo sind schon wieder die Milchflaschen aus Glas?

Sind alle Tüten aufgespürt und eingepackt, sind jetzt die Milchflaschen aus Glas an der Reihe. Wo haben wir sie nur wieder hin – und was noch wichtiger ist: Haben wir sie auch gespült und fehlt auch kein Verschluss?

Denn einer unserer unverzichtbaren Stopps auf dem Markt ist bei unserem „melkmeisje“, wie wir sie liebevoll nennen. Das Milchmädchen verkauft Rohmilch, die ziemlich fett ist und in der sich meine Milchsäurebakterien für den Joghurt besonders wohlfühlen. Natürlich sollte die Milch zur Sicherheit immer noch abgekocht werden, bevor sie verwendet wird.

An ihrem Stand kaufen wir auch Eier (die wir uns in den mitgebrachten leeren Eierkarton packen lassen – falls wir ihn nicht wieder zuhause vergessen haben), cremigen Ziegenkäse, Butter und Bio-Honig. Das alles kommt von ihrem eigenen Hof oder von anderen Erzeugern, mit denen sie zusammenarbeitet.

Aber bei einem kennt das Milchmädchen keine Kompromisse: Die Milchflaschen müssen penibelst sauber sein, sonst wird die Milch ganz schnell schlecht. Also, her mit der Spülbürste und ordentlich schrubben!

Mein Tipp: Wenn ihr gern ab und zu hochwertige Kuhmilch zu einem fairen Preis trinkt, oder wenn ihr so verrückt seid, Joghurt selbst herzustellen, ihr aber kein „Milchmädchen“ in der Nähe habt, dann könnt ihr genauso gut auf die frische Vollmilch aus dem Bio-Supermarkt zurückgreifen (wenn möglich nur die in der Pfandflasche aus Glas).

Der gezellige Stopp am Bio-Stand

Hier erwartet uns ein sehr sympathischer Landwirt mit Migrationshintergrund (den haben übrigens die meisten Genker, da bin ich ja in guter Gesellschaft). Er ist auch einer der ganz wenigen in der Gegend, die schon seit Jahren Bioprodukte anbauen. Zwar beschwert er sich immer wieder über die vielen Herausforderungen, aber er gibt nicht auf. Seine Produkte sind natürlich saisonal und absolut regional. Und über die Preise kann man wirklich nicht meckern. Wer hier Obst und Gemüse kauft, hat es nicht eilig und nimmt gerne in Kauf, ein paar Minuten für ein kleines Schwätzchen zu „verlieren“.

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Quelle: Pexels

Zwei Meter weiter: frische Pilze

Ein Lebensmittel, das meiner Meinung nach in unserer westlichen Kochtradition unterschätzt wird: Pilze sind nicht nur vegan, sie wachsen auch wild in der freien Natur und verbrauchen deshalb kaum Ressourcen. Außerdem sind sie reich an Mineralien. Wir lieben Pilze, aber wir wagen uns nur selten selbst ans Pilzesammeln. Deshalb ist ein Stopp am Pilzstand ein absolutes Muss. Mehr als einmal war der Einkauf hier der Start für eines der leckeren Rezepte von Ottolenghi.

Hast du im Fischkalender nachgesehen?

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Quelle: Pexels

Es stimmt: Eine „nachhaltige“ Fischerei gibt es nicht. Fische sollten im Meer bleiben, Punkt. Wenn sie nur nicht so verdammt lecker schmecken würden … vor allem im Sommer und gegrillt.

Aber Spaß beiseite. Fakt ist, dass Fisch ein Luxus bleiben sollte, den man sich nur selten gönnt und dafür umso mehr genießt. Deshalb lohnt es sich, ein bisschen mehr Geld auszugeben und Fisch auch wirklich frisch zu kaufen. Und bei der Menge darf es gerne auch etwas weniger sein.

Wir nutzen häufig Sonderangebote an der Fischtheke: Oft sind das weniger bekannte Süßwasserfische, die in großen Mengen gefangen werden (vielleicht zusammen mit anderen Fischsorten) und von den Verbrauchenden weniger geschätzt werden, weil sie zum Beispiel umständlich zu reinigen sind.

Wir lassen uns einfach überraschen und nehmen, was da kommt. Doch bevor es auf den Markt geht, solltet ihr unbedingt einen Blick auf den Fischkalender werfen und kontrollieren, welcher Fisch gerade Saison hat. So lässt sich Überfischung nämlich von Konsumentenseite aus bekämpfen.

Mehr zum Thema findet Ihr in diesem Artikel zum Welttag der Ozeane.

Hilfe, es ist schon zwanzig vor eins!

Und der Markt schließt seine Pforten um 13 Uhr. Aber warum landen wir immer so kurz vor knapp auf dem Markt? Nun, wir tun das quasi mit Absicht. Denn die besten Schnäppchen macht man kurz vor dem Verkaufsschluss. Die Verkäuferinnen und Verkäufer wollen ihr Obst und Gemüse loswerden, das leider immer wieder in großen Mengen übrigbleibt.

Jetzt kriegt man die Ware fast schon nachgeworfen: Einmal schenkte man uns eine ganze Steige Avocados (noch so eine Öko-Sünde, die man sich nur selten gönnen sollte), die sonst weggeworfen worden wären, weil sie zu lange in der Sonne gelegen haben. Der Reifegrad war jetzt jedenfalls perfekt! Ein anderes Mal waren es drei frische aber leicht welke Broccoli, die wir zu einem Schnäppchenpreis bekamen.

Wir sind beide beim Essen nicht sonderlich wählerisch und geben uns auch mal mit dem zufrieden, was übrigbleibt. Einen Weg, diese Lebensmittel zu verarbeiten, finden wir immer! Aber Fehlkäufe passieren auch uns immer mal wieder. So wie damals, als man uns 2 Kilo Auberginen nachschmiss, von denen dann die Hälfte verfaulte, weil wir keine Zeit hatten, dieses tolle Rezept von Ottolenghi nachzukochen (schon gut, für heute habt ihr genug von meinem Lieblingskochbuchautor gehört).

Es lohnt sich also immer, sich vor dem Kauf von Gemüse zu fragen: Was kann ich damit machen und wie viele Leute sollen davon satt werden?

Ich hoffe, meine Tipps und Gedanken zu diesem Thema waren hilfreich, auch wenn sie ein bisschen gegen den Zeitgeist gehen.

Jetzt seid ihr an der Reihe: Geht ihr auch auf den Markt? Was kauft ihr da – und wie? Ich freue mich, auf eure Kommentare!

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