Wie lange dauert dieser Winter denn noch?
Tja, die Antwort darauf kennen wir alle: zwei weitere unendlich laaaange Monate!
Die Tage werden inzwischen zwar ein ganz klein weniger länger, die Dunkelheit legt sich aber auch dieses Jahr besonders schwer aufs Gemüt: Täglich hören wir neue Infektionszahlen, es grüßt die Zoom-Fatigue und unseren Lieblingssport, der uns sonst mit Endorphinen versorgt, können wir immer noch nicht ausüben wie früher.
Deswegen habe ich ein paar Tipps zusammengestellt, die euch dabei helfen, den Winterblues zu vertreiben und besser gelaunt durch die nächsten Wochen zu kommen.
Das beste Mittel für mehr Wohlbefinden im Winter ist für mich, die schönen Seiten dieser Jahreszeit wertzuschätzen und mit Ritualen zu feiern. Im Beitrag „Fit durch den Winter mit ätherischen Ölen“ haben Alexandra und ich euch schon verraten, welche ätherischen Öle die Wintermonate angenehmer machen und wie man damit experimentieren kann.
Gemüse als Ritual
Genauso anregend kann es sein, beim Kochen neue Gemüsesorten zu entdecken, die in der Winterzeit Saison haben. Denn beim Ausprobieren entstehen schöne bunte und fröhlich-leckere Gerichte, die euch automatisch ein Lächeln ins Gesicht zaubern!
Mit Gemüse zu experimentieren, sorgt nicht nur für gute Laune und Momente zen-artiger Ruhe (mich entspannt das Gemüseschnippeln im Alltag immer total), sondern hilft auch, zumindest einige der klassischen guten Vorsätze für das neue Jahr auch wirklich in die Tat umzusetzen: sich gesünder und ballaststoffreicher zu ernähren, auch in der Küche mehr auf die Umwelt zu achten und mit Zutaten aus der Region zu kochen, die Immunabwehr zu stärken und so weiter.
Heute möchte ich euch ein paar dieser winterlichen Gemüsesorten vorstellen und einige Ideen mitgeben, wie man es mal auf eine etwas andere Art zubereitet. Bereit auf eine Reise in die magische Welt des Wintergemüses?
Knollensellerie
Knollensellerie ist ein klassisches Wintergemüse und hat von Januar bis April Saison. Die Schale ist ohne einen ordentlichen Sparschäler ein wenig fummelig, aber einmal zubereitet belohnt die Knolle uns mit einem kräftigen und ausgefallenen Geschmackserlebnis. Sellerie schmeckt blanchiert und dann mit Kräutern sautiert hervorragen – dazu passen prima alle Kräuter, die ihr vielleicht im Sommer so wie in diesem Video haltbar gemacht habt.
Kann Knollensellerie auch roh gegessen werden? Aber ja doch!
Meine Mutter macht einen tollen Salat aus rohem Sellerie: Dazu reibt sie die Knolle oder schneidet sie in feine Streifen und würzt dann alles mit einer Soße aus gehackten Oliven, Kapern, Sardellen, Petersilie, mediterranen Kräutern, Öl und Zitrone.
Rote Bete (oder Rote Rübe)
Die vorgekochten und geschälten Kugeln gibt es vakuumverpackt das ganze Jahr über, aber wenn man Rote Beete so richtig frisch vom Feld genießen möchten, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt.
Im Schnellkochtopf lassen sich die Rüben in nur 15 bis 20 garkochen. Einmal abgekühlt kann die Beete in Stücke oder Scheiben geschnitten werden und mit Walnüssen, Gorgonzola und Rucola zu einem reichhaltigen Salat angerichtet werden.
Ach ja, und dann wäre dann ja auch noch Borschtsch: Die Rote-Bete-Suppe ist mittlerweile nicht nur in der russischen Küche sehr beliebt, sondern ist auch im Osten Deutschlands nicht mehr von der Speisekarte wegzudenken. Mit Lauch und einem Schlag saurerer Sahne durfte ich die Suppe bei einer Freundin zu Hause genießen – und ich habe mir fest vorgenommen, das Rezept in diesem Winter selbst einmal nachzukochen!
Blumenkohle
Nein, das ist kein Tippfehler!
Plural und nicht Singular, denn zum klassischen weißen Blumenkohl, den wir als Kinder so gehasst haben, haben sich neue fröhlich-bunte Sorten gesellt: Die Kohlköpfe gibt es heute in Orange, Grün und sogar Violett!
Auch für dieses Gemüse hat meine Mutter zwei Arten der Zubereitung, die ich gerne von ihr übernommen habe:
1) Blumenkohl im Backofen auf dem Rost gegrillt – dadurch wird er schön kross und besonders aromatisch.
2) Oder leicht blanchiert, paniert und dann in der Pfanne ausgebraten. Dazu passt die Kräutermischung meiner Urgroßmutter Clelia aus diesem Video
Kann Blumenkohl auch roh gegessen werden? Warum nicht! Mehr dazu später beim Thema Pinzimonio …
Pastinaken
Dieses Rübengemüse ist quasi die „hässliche“ Cousine der Karotte. Tatsächlich gehören Pastinaken zur selben botanischen Familie, wie ich herausgefunden habe. Ich mag es, sie in Scheiben geschnitten im Wok zu braten, zusammen mit anderem Wintergemüse.
Aber der Schein trügt: Pastinaken verleihen Suppen ein sehr kräftiges und unverwechselbares Aroma – egal, ob ihr asiatisch inspirierte Suppen mit Algen, Ingwer, Miso und Chili oder klassische europäische Suppen macht. Probiert es einfach mal aus, etwa mit dem Rezept für eine wärmende Brühe von Nicole Schmidt aus ihrem Gastbeitrag zur 5-Elemente-Ernährung.
Lauch (Porree)
Wer wie ich Lauch liebt und das ganze Jahr über gerne in der Küche verwendet, wird sich freuen, dass er gerade jetzt Saison hat. Die Möglichkeiten der Zubereitung von Lauch sind dabei schier unbegrenzt. Außerdem ist er so schön anzusehen, mit seinem Farbverlauf von Weiß bis Dunkelgrün. Lauch zu schneiden ist ein wahres Fest für die Augen!
Wenn euch sein Geschmack gefällt, dann empfehle ich euch, Lauch in so gut wie jedem Rezept unterzubringen. Vor einigen Jahren war das auch mein Tipp für alle, die so gar keine Lust zum Kochen haben. Für diesen Beitrag habe ich mir auch bei meiner Mutter Inspiration geholt. Sie empfahl mir in unserem Gespräch, aus Lauch, Kartoffeln und weiße Zwiebeln eine leichte Creme-Suppe zu machen – wie mein Kochexperiment ausgeht, lasse ich euch in einem späteren Beitrag wissen …
Blattkohl
Dass nicht jeder Kohl einen Kopf hat, dürfte soweit bekannt sein: Grünkohl war in einigen deutschen Regionen schon ein Klassiker, bevor ihn Stars und Sternchen unter dem Namen Kale wegen seiner Detox-Eigenschaften neu entdeckt haben.
In meinem Superfood-Beitrag aus dem letzten Jahr habe ich ja schon darüber berichtet.
Auch Schwarzkohl hat in letzter Zeit sein Arme-Küche-Image abgelegt und wird als Zutat zunehmend sexy.
Erst kürzlich habe ich in Ottolenghis Buch „Flavour“ ein besonders spannendes Rezept entdeckt: Eine getrocknete Limette wird einigen „Torturen“ unterzogen, wodurch eine Essenz gewonnen wird, mit der unser guter alter Schwarzkohl aromatisiert wird. Abgeschmeckt wird das Ganze am Ende noch mit einer schönen Joghurtsoße (meinen Joghurt mache ich ja selbst, wie ihr wisst).
Das Ergebnis schmeckt fantastisch!
Allerdings musste ich bei der Zubereitung immer an Arielles Krabbe in der Küche des verrückten Kochs denken – es fehlte wenig, und die arme Limette wäre mir total geschockt aus der Pfanne gehüpft …
Auch andere Kohlsorten sind für meine Winter-Küche unverzichtbar: Grünkohl, Wirsing und Weißkohl. Im Wok mit ein paar Schicksalsgenossen aus dem winterlichen Gemüsegarten zubereitet und orientalisch mit Miso, Ingwer und Co. gewürzt, schmecken sie ebenfalls hervorragend.
Pinzimonio – der ultimative Dip auf Italienisch
„Weißt du, was in deinem Beitrag nicht fehlen darf? – Il pinzimonio!“
Weil mir das meine Mutter in unserem Vorgespräch so eindringlich ans Herz gelegt hat, möchte ich nun an eine italienische Tradition erinnern: Öl, Essig und Salz in einer kleine Schüssel mischen und fertig ist der ultimative Dip für rohes Gemüse.
Ideal als leichte Vorspeise für Gäste und Freunde beim Detox-Abendessen – falls sie denn kommen (dürfen oder wollen).
Besonders gut für ein Pinzimonio-Bad eignen sich:
- Radieschen
- weiße und gelbe Rüben
- Frühlingszwiebeln
- die bunten Blumenkohlsorten, die ich oben schon erwähnt habe
- Karotten (in karottenrot oder anderen schönen Farben)
und alle anderen Gemüsesorten aus diesem Beitrag (vorausgesetzt ihr mögt sie roh und habt kein Problem mit der Verdauung).
Kennt ihr noch anderes Winter-Gemüse, dass ich hier vergessen habe? – Dann freue ich mich über einen Kommentar. Denn frau kann ja nicht alles in ihrer Rübe haben …
Ich widerstehe der Versuchung, euch selbstironisch mit Follow me for more recipes zu verabschieden.
Da halte ich es lieber mit Steve Jobs‘ Stay hungry, stay foolish! Bleibt neugierig und offen für Neues, lasst euch kulinarisch inspirieren – egal welcher Ernährungsphilosophie ihr folgen mögt. Und erkundet die magische Welt der Wintergemüse wie ein Kind, das mit großen Augen im Süßwarenladen steht!
Übersetzung und Lokalisierung aus dem Italienischen von Dragana Molnár
Genialer Artikel. Der „Pinzimonio“ ist besonders gut für etwas Kochfaule wie mich geeignet – und im Alltag habe ich es gerne mal eilig, da weiß ich besonders schnelle Zubereitungen zu schätzen. Und ich liebe Rohkost – also perfekt! Merci! 🙂
Danke für das positive Feedback, liebe Christiane! Wie du weißt, ist es mir sehr wichtig, auch Eiligen (wie mir selbst) ein paar nachhaltige Alternativen im Alltag zu bieten.
Liebe Caterina,
sehr schöner Beitrag. Bei mir stehen die Wintergemüse auch hoch im Kurs.
Rote Beete verwende ich roh wie gekocht. Roh gerieben oder kleingeschnitte oder in ganz dünne Scheiben als Carpaccio – mit frisch gepresstem Zitronensaft betreufeln, dann leuchtet es schön – gemischt mit Ringelbeete oder gelber Beete, ein echter Hingucker und darauf dann frischen Feldsalat oder Blattsalat – ein echter Genuss. Noch ein paar angeröstete Walnüsse drüber und ihr braucht in kein 5-Sterne-Restaurant mehr.
Mit Grünkohl habe ich mich die letzte Zeit auch sehr beschäftigt, da er soooo gesund ist. Nun habe ich eine Rezept für Grünkohl-Chips entwickelt. Echt klasse und mal was ganz anderes. Man kann auch gesunde Vitamine naschen!
Als Gemüse würde ich hier noch beifügen wollen: Petersilienwurzel, gerne auch mit Pasitinake zusammen verwendet und Süßkartoffel, gekocht ober auch roh, in dünnen schreiben auf dem Brot ein echter Renner.
Soviel mal zu meinen Alltags-Erlebnissen in Sachen Wintergemüse.
Liebe Grüße
Jutta von Menschen verbinden – Werte schaffen
Liebe Jutta,
wow, danke für Deine tollen Ideen mit Wintergemüse. Ja, rote Beete sind richtige Alleskönner.
Und das nächste Mal, wenn ich Gäste habe, werde ich das Carpaccio so anrichten, wie Du es vorgeschlagen hast.
Ich wünsche Dir einen schönen Restwinter, mit viel Vergnügen in der Küche!
Liebe Grüße
Caterina