Weihnachtsschmaus bei uns zu Haus
Bisher habe ich Weihnachten immer in meinem Geburtsort gefeiert: In Correggio, in der Region Emilia Romagna. Zusammen mit meinen Eltern, Großeltern (solange sie noch lebten), Onkeln und Tanten, Cousins und Cousinen, nach und nach mit neuen Familienmitgliedern, Lebensgefährten usw. Das Weihnachtsmenü und das Menü zu Heiligabend sind schon immer gleich: Was ändern oder hinzufügen ist erlaubt, aber selten was weglassen!
Heiligabend
Alles beginnt mit dem Abendessen zu Heiligabend.
Das traditionelle Menü
Keine Vorspeisen. Kürbistortelli in Speck und Tomaten, Fischkotelett (Glatthai oder Dorsch) mit Gemüsebeilage. Frittierte Tortellini gefüllt mit ‚Savor‘, eine Marmelade aus Traubenmost, frischen und getrockneten Früchten, die zum Ende des Sommers zubereitet wird.
Das moderne Menü …
… ist teilweise etwas abgeändert. Wer von euch würde Kürbistortelli mit Speck essen!? Also werden die Tortelli weggelassen und es geht los mit den Vorspeisen: Mit Lachs und Kaviar und meistens geht es weiter mit wenigen Gängen, immer auf Fischbasis und mit Gemüse, letzteres oft in Blätterteig. Es wird nicht übertrieben, es ist ja erst Heiligabend, aber der Nachtisch darf nicht fehlen: Süße Tortellini und Panettone.
Mittagessen an Weihnachten
Vorspeise
Vorspeise gibt es bei uns nie. Warum? Weil das ‚wichtigste‘ Gericht die Cappelletti (kleine gefüllte Teigtaschen) sind und die wollen wir voll und ganz genießen.
Erster Gang
Cappelletti in Kapaunbrühe und mit Sahne
Wie macht man Cappelletti? (Siehe dieses Video).
Zuerst wird die Füllung aus gemischtem Hackfleisch, geriebenem Parmesankäse und Muskatnuss vorbereitet. Dann wird der Blätterteig mit Ei und Mehl zubereitet. Wenn er schön verknetet ist, wird der Teig ausgerollt, in kleine Quadrate von ca. 4 cm Seitenlänge geschnitten und in deren Mitte wird ein Häufchen Füllung gesetzt. Die Quadrate werden dann zu einem Dreieck gefaltet und mit einem Fingerschwung die ‚kleinen Hütchen‘, die Cappelletti, geformt.
Was die Brühe betrifft, in der die Cappelletti gekocht werden, sollte sie nach Tradition ausschließlich aus Kapaun sein, aber jede Familie hat da so ihre eigene Variante. Bei uns zuhause verwenden wir außer Kapaun verschiedene Fleischsorten: Schulterstück, Rippchen mit Knochen, Schwanz und Zunge vom Rind. Die Brühe wird am Vortag gekocht, nach dem Abgießen lässt man sie abkühlen, so dass sich das Fett an der Oberfläche sammelt und fest wird, damit man es abschöpfen kann (das hätte meine Großmutter nie gemacht!), um Kalorien zu sparen. Die Brühe ist ‚das Ende‘ der Cappelletti, aber manch einer bevorzugt auch eine andere, modernere Variante. Wir kalkulieren also noch eine zweite Portion Cappelletti mit Sahne ein. Die Cappelletti werden mit einer Schaumkelle aus der Brühe entnommen, auf den Teller gegeben und mit einem Löffel Sahne anbei, die zuvor ein paar Minuten eingekocht wurde, serviert.
Zweite Gänge
- Gemischtes Kochfleisch mit ‚Giardiniera‘ (Essiggemüse)
- Zampone (gefüllter Schweinsfuß) oder Cotechino (ital. Rohwurst aus Schweinefleisch) mit Kartoffelpüree und Linsen
- Braten mit Bratkartoffeln (s. Video unten) und grünem Salat
Für die Zubereitung der Giardiniera verwendet man ein Glas in Essig eingelegtes Gemüse, das zerkleinert und dann ausgewrungen wird, um den Essig zu eliminieren. Anschließend wird das Gemüse mit Öl und etwas Salz angemacht. Wir geben immer noch ein paar gekochte Eier dazu, teils zerhackt und teils in Scheibchen geschnitten als Dekoration.
Zampone und Cotechino sind typisch in unserer Gegend, in der Emilia Romagna, und werden vorgekocht eingekauft. Man muss sie nur noch ein paar Minuten in ihrer Hülle aufkochen, danach aufschneiden und mit Püree und/oder gekochten Linsen servieren. Was den Braten angeht, wechseln wir in unserer Familie ab: Mal Ente à l‘Orange, mal gefülltes Perlhuhn, seltener Pute oder ein Kaninchen aus dem Ofen. Als Beilage gibt es Bratkartoffeln und gemischter Salat.
Nachtisch
- Süße, frittierte Tortellini
- Panettone und Anello di Monaco
- Zuppa inglese
- Frisches oder getrocknetes Obst
- Espresso und Walnusslikör Nocino
Die hausgemachten, süßen Tortellini werden aus Mürbeteig, mit Mehl, Zucker, Ei und Butter zubereitet. Der Teig wird in Streifen ausgerollt, auf die löffelchenweise die Füllung verteilt wird, welche aus einer Mischung von ‚Savor‘, Blockschokolode, Rosinen und Amaretti besteht. Die Streifen werden zusammengefaltet, mit einem Glas oder einer Form sticht man die Tortellini aus und frittiert diese in heißem Öl.
Die Zuppa inglese hat eigentlich nicht viel Englisches an sich, es sei denn die ‚Custard‘, die Vanillecreme. Sie wird aus mehreren Schichten Vanillecreme, Kakaopudding und in Likören, roter Alchermes und weißer Sassolini, eingeweichtem Löffelbuiskuit zubereitet.
Der Anello di Monaco ist eine typische Süßspeise aus Mantova, eine Art mit Zuckerguss überzogener Gugelhupf. Und seit ich denken kann, bekommen wir ihn jedes Jahr von zwei Freunden der Familie geschenkt.
Was kommt bei euch zu Hause auf den Tisch?? Ich freue mich auf eure Kommentare!
Wow, liebe Caterina, mir läuft das Wasser im Mund zusammen!
Schöne Grüße
Marta