Nachhaltigkeit prägt derzeit wie kaum ein anderes Thema den Austausch innerhalb der Event-Branche. In diesem Blogbeitrag teile ich mit Euch ein paar Ideen und Impulse für die ökologischere Gestaltung internationaler Tagungen, die unter anderem bei Fachvorträgen auf der IMEX 2019 vorgestellt wurden, und ergänze aus der Sicht einer Konferenzdolmetscherin … mit einem grünen Herz.

Erinnert Ihr Euch an meinen Beitrag zur IMEX 2018? Damals hatte ich meinen Besuch sorgfältig geplant, eine nette eloquens-Kollegin und genug Zeit mitgebracht. Dieses Jahr konnte ich aufgrund meiner hohen Arbeitsauslastung nur ein paar Stunden auf der internationalen Eventmesse in Frankfurt verbringen. Das reichte gerade, um Kunden, Bekannte und Geschäftspartner zu begrüßen und ein paar Vorträge zu besuchen. Daher entschied ich, mich auf das Thema zu konzentrieren, das mir am wichtigsten ist: nachhaltige Lösungen für internationale Tagungen. Ein paar Tage vor der Messe verriet mir schon ein Blick ins Programm, dass ich auf meine Kosten kommen würde: Gefühlt jeder dritte Workshop oder Impulsvortrag drehte sich um „grüne Themen“. Nachfolgend werde ich die wichtigsten Anregungen auflisten, die ich aus den Diskussionen und Vorträgen mitnehmen konnte. Diese lassen sich in vier Hauptkategorien aufteilen:

1.      Müll und Plastik vermeiden

Die Bestrebungen, den Einsatz von Plastik und Plastikmüll zu vermeiden, bauen unter anderem auf dem Ziel 14 („Leben unter Wasser“) der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Darin wird dazu aufgefordert, die Vermüllung der Meere zu stoppen. :

Dazu ein wichtiger Tipp aus der Session „The cool list for a green planet: sustainable ways to improve your events“: Kompostierbares Plastik einzusetzen, ist eine tolle Lösung, aber es reicht nicht. Man muss auch mit sichtbar platzierten Schildern darauf aufmerksam machen, dass das Plastikgeschirr kompostierbar ist, sonst landet es im falschen Mülleimer!

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Ein gutes Beispiel, wie das funktionieren kann, zeige ich Euch in meinem Blog- und Videobeitrag zum Freizeitpark FICO Eataly World in Bologna. Noch besser als kompostierbares Plastik sind natürlich Mehrweglösungen. Das Thema wurde auch beim letzten Biolebensmittel-Camp heiß diskutiert.

2.      Kürzere Anreisen

Wie ich bereits in meinem Beitrag „Internationale Tagungen? Ja, aber bitte nachhaltig!“ erwähnt hatte, entstehen im Durchschnitt 70 % der CO₂-Emissionen einer Veranstaltung durch die An- und Abreise der Teilnehmer. Da lohnt es sich, eine Location zu suchen, die für die meisten Teilnehmer und Dienstleister gut erreichbar ist und wo die Infrastruktur auch grüner ist. Zum Beispiel, wo Elektrobusse fahren.

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70 % der CO₂-Emissionen entstehen durch die An- und Abreise der Teilnehmer

Als eine Maßnahme, die An- und Abreisen bei internationalen mehrsprachigen Veranstaltungen reduziert, wurde Remote Simultaneous Interpreting vorgeschlagen. Diese Technik ermöglicht es, Dolmetscher (und eventuell Teilnehmer) aus einem anderen Ort hinzuzuschalten. Nachdem ich ein paar Webinare zu RSI besucht und sehr gute Artikel wie diesen von Anja Rütten gelesen habe, kann ich als Konferenzdolmetscherin nur sagen: Vorsicht!! Die technischen Anforderungen an die Übertragungsqualität sind hoch und es kann noch Einiges schiefgehen, vor allem, wenn der Dolmetscher vom eigenen Home Office aus arbeitet.

Bevor Ihr eine internationale Konferenz mit RSI plant, lasst Euch von der organisierenden Dolmetscherin oder dem Dolmetschtechnik-Anbieter beraten, ob das Sinn macht und wenn ja, in welcher Konstellation. Eine bessere Idee, wie man bei den Dolmetschern „grün“ bezieht, findet ihr unter Punkt 4.

3.      Keine Lebensmittel verschwenden

Jedes Jahr landet ein Drittel aller hergestellten Lebensmittel im Müll. Deshalb sieht das Nachhaltigkeitsziel 12 unter Punkt 12.3 auch vor, dass bis 2030 nur noch halb so viele Nahrungsmittel pro Kopf verschwendet werden sollen.

Wie kann man dafür sorgen, dass bei einer Veranstaltung alle Teilnehmer genug zu essen bekommen und zugleich so wenig wie möglich weggeworfen wird? Vor allem bei internationalen Veranstaltungen, bei denen die Teilnehmer aus verschiedenen Ländern und Kulturkreisen kommen (und dementsprechend andere Essgewohnheiten haben) ist es schwer, im Vorfeld einzuschätzen, was wie warme Semmeln weggehen wird und was auf den Tellern bleibt.

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Courtney Lohman, Leiterin der Session Getting started with sustainable events, empfiehlt, sich schon im ersten Stadium der Planung Gedanken darüber zu machen. Und zum Beispiel in der Event-App die Möglichkeit einzubauen, dass Teilnehmer auswählen, welche Lebensmittel sie bevorzugen ‑ und zwar mit präziseren Kategorien als nur vegetarisch, vegan und halal.

Idee: Ähnlich könnte man eventuell mit den Goodie Bags verfahren. Über die App könnten die Teilnehmer auswählen, welche Artikel sie in ihrem Goodie Bag finden möchten – und welche nicht.

4.      Lokal einkaufen

Von der IMEX konnte ich einen weiteren Gedanken mit nach Hause bringen, der mich sehr inspiriert hat: Eine Veranstaltung sollte auch ein Bekenntnis zu der Region sein, in der sie stattfindet. Das heißt, die lokale Community sollte auch was davon haben. Das ist nicht nur fair, sondern auch nachhaltig, weil durch einen regionalen Einkauf lange Transportwege vermieden werden (vgl. Punkt 2) und langfristige Beziehungen zu Lieferanten aufgebaut werden können.

Was kann denn alles lokal bezogen werden?

Das Mobiliar zum Beispiel. Dass dies nicht nur ökologischer, sondern auch viel entspannter ist, habe ich neulich festgestellt, als ich für unseren Auftritt auf der Best of Events Möbel vor Ort gemietet habe. Das hat uns ermöglicht, auf den Kurierdienst zu verzichten ‑ der immerhin 200 km hin und her gefahren wäre, um unsere Möbel zu transportieren ‑ und wir mussten die Möbel trotzdem nicht selber mitschleppen. 

Was noch?

Das Catering, klar. Am besten saisonal, regional und bio. Und bei internationalen Events … die Dolmetscher! Inzwischen gibt es diverse Dolmetscher-Netzwerke, die sich zu einer bestimmten Region bekennen, in der sie ohne Übernachtungen und lange anreisen unterwegs sind (unser Netzwerk eloquens in NRW, die Baden-Dolmetscher in Baden-Württemberg usw.).

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Fazit

Bei den Vorträgen wurde mir klar, dass es der MICE-Branche bei der Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen um viel mehr als das Sammeln von Siegeln und das Abhaken von Checklisten (die immerhin ein nützliches Instrument sein können) geht. Es geht vielmehr darum, durch Storytelling die Teilnehmer für Nachhaltigkeit zu begeistern, wohlwissend, dass die Branche dazu beitragen kann, nachhaltiger Lebensstil ein Teil der Leitkultur werden zu lassen.

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